Fragt man einen Dreikäsehoch in der Großstadt, welche Farbe die Kuh hat, so kann es passieren, dass er antwortet: lila. Ein junger Mann hat im Fernsehen auf die Frage, was SPD bedeute, mal gesagt: Schröder pinkelt daneben. Das sind natürlich extreme Fälle, aber es stimmt schon: Die Alltagskompetenz deutscher Schüler ist, nun ja, oft eher rudimentär. Daher will der bayerische Bildungsminister die Jugend nun „fit fürs Leben“ machen. Bisher war es nämlich so, dass die Schüler nicht fürs Leben lernten, sondern für die Schule. Das war Konsens unter Bayerns Kultuspolitikern, von Hans Maier bis Hans Zehetmair. Und das soll nun nicht mehr gelten, weil sich der Herr Minister plötzlich als eifriger Reformpädagoge gibt? Gemach, gemach! „Fürs Leben lernen“ sollen Schüler im Freistaat also. Das klingt schön radikal und sichert dem, der es sagt, Applaus von allen Seiten. Ein wenig mehr Lebenswirklichkeit kann unserer verzärtelten Jugend nicht schaden. Doch wie ernst ist es dem Minister mit seiner Idee? Nicht ganz so ernst, wie man beim ersten Hinhören glauben könnte. Denn während Bundeskanz... , äh Ministerpräsident Markus Söder einst noch über ein eigenes Schulfach „Alltagskompetenz“ nachdachte, will es der Kultusminister vorerst bei einer fünftägigen Projektwoche belassen. Das ist natürlich ein herber Schlag für all die, die sich von der Initiative mehr erhofft hatten als etwas Zeitvertreib am Schuljahresende. So bleibt das Thema dort angesiedelt, wo es sowieso besser aufgehoben ist: zu Hause, wo Eltern vielleicht einmal aufhorchen sollten, wenn der Kleine kräht: Ui, schau mal, Mama, eine lila Kuh!
Unterm Strich: Söder und die lila Kuh
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