Liebe Kinder, dies ist kein Text für euch. Sonst amüsieren wir euch an dieser Stelle ja immer gerne, heute aber (und dieser Hinweis geht an Sie, verehrte Eltern) müssen wir vor dem Genuss der Kolumne warnen. Nicht weniger als eine Horrornachricht gilt es zu vermelden: Wenn wir weiterhin so maßlos Raubbau an der Natur betreiben, wird es – zitter!, knirsch! – das Sandmännchen bald nicht mehr geben! Denn wieso sollte es ihm besser ergehen als den vielen Handwerkern und Bauarbeiterinnen draußen im Land, denen zusehends das Material ausgeht, voran der Sand. Aus aller Herren Länder ertönen die Hilferufe, von einer Sand-Mafia ist die Rede, die ganze Kontinente ausbeute. Der Duden streicht gerade die Redewendung, es gebe etwas wie Sand am Meer. Sie steht nicht mehr für Masse und Vielfalt. Autobauer freuen sich: Ihnen gerät – schöne Nebenwirkung dieser Krise – immer weniger Sand ins Getriebe. Aber solche Stimmen sind die Ausnahme. Aus dem politischen Berlin erreicht uns die besorgniserregende Botschaft, dass auch dort langsam der Sand knapp wird, den man den Leuten sonst gerne in die Augen streut. Auf Sand zu bauen galt einmal als Parabel für labile, brüchige Konstrukte, künftig könnte es der pure Luxus sein. Auf Wüstensand zurückzugreifen ist übrigens keine gute Idee. Er eignet sich nicht zum Bauen, weil seine Körner vom Wind zu sehr geschliffen sind. Was aus Bob dem Baumeister wird, wollen wir uns gar nicht ausmalen. In dieser Not dürfte auch der Rat eines einstigen Weltfußballers nicht mehr helfen. Lothar Matthäus empfahl schon vor Jahren: „Wir dürfen jetzt nicht den Sand in den Kopf stecken.“
Unterm Strich: Sandmännchens Niedergang
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