Überraschung: Die Jamaika-Koalitionäre aus CDU/CSU, FDP und Grünen sind sich schnell einig geworden. Zumindest darin, dass es auf keinen Fall so weitergehen darf. Hier einige Belege. Noch am Wahlabend erklärte Manuela Rottmann, unterfränkische Bezirksvorsitzende der Grünen: „Es darf kein Weiter-so geben.“ Ähnlich klingt es bei der FDP. Die will laut ihrem bayerischen Spitzenkandidaten Daniel Föst denen eine Stimme geben, „die keinen Bock auf Weiter-so haben“. Unterdessen erkannte auch die Schweinfurter CSU-Bundestagsabgeordnete Anja Weisgerber, dass die Wähler „gegen ein Weiter-so“ gestimmt hätten. Eine Woche später legte CSU-Prinzling Markus Söder im „Spiegel“ nach: „Ein einfaches Weiter-so kann es nicht geben.“ Zwar warnte der Co-Parteichef der Linken, Bernd Riexinger, mit Jamaika drohe „im Großen und Ganzen ein Weiter-so“. Doch dabei trauen sich selbst bei der CDU, der Partei von „Weiter-so“-Kanzlerin Angela Merkel, Revolutionäre aus der Deckung: „Wir werden nicht mit einem Weiter-so arbeiten“, sagte etwa Stanislaw Tillich, Ministerpräsident in Sachsen. In Bayern ist man da wie immer weiter, zumindest beim FC Bayern.
Bei den Münchener Fußballern brach man mit Trainer Carlo Ancelotti und dem Credo von Torwartlegende Oliver Kahn („Weiter, immer weiter!“). Stattdessen sagte man „Schluss mit Weiter-so“ und holte Jupp Heynckes als Trainer zurück. Zugegeben, nach revolutionärem Umbruch klingt das nicht gerade. Eher so nach 2013. Dem Jahr, als Heynckes mit den Bayern alles gewann – und Angela Merkel die Kanzlerwahl.