Wie haben wir unser Leben überhaupt in den Griff bekommen in jenen Zeiten, als es noch keine Masterpläne gab? Wer heute irgendwie in Politik und Gesellschaft etwas zu sagen hat, glaubt, ein Master der Planungshoheit, wenn nicht gar des großen Weltenplanes zu sein. Um die richtigen Weichen für die Zukunft zu stellen, bastelt man am Masterplan Aschaffenburg, Masterplan München, Masterplan Medizinstudium 2020, Masterplan Digital Bayern II oder am Masterplan Migration. Letzterer waberte schon wirkmächtig in den Köpfen und auf den Zungen der politischen Entscheider und Talkshowgäste, obwohl er noch in der Schublade schlummerte. Master Seehofer befeuerte freilich das Erregungspotenzial dadurch, dass er einen Heilsplan ganz einfach hinzukriegen glaubte, über den sich politische Meisterdenker seit Jahren die Köpfe zerbrechen. Dabei muss ein Masterplan keineswegs meisterlich oder von einem Meister seines Faches geschmiedet sein. Denn ein Masterplan verweist gemäß seinem ursprünglichen sprachlichen Gebrauch nach nicht auf einen Meister, sondern auf das Bauwesen und bedeutet einen bewusst unscharf skizzierten, fast visionären Entwurf. Warum kommt man in diesem Zusammenhang so schnell und konkret auf Klaus Wowereit, dessen ganz eigener Masterplan bekanntermaßen den Namen „Flughafen BER“ trägt und im Jahre 3001 realisiert wird? Masterplänen wohnt eben der Zauber des Ungewissen inne. Man höre sich nur die ominöse Liedzeile aus „Masterplan“ der Band Oasis von 1998 an: „Alles, was wir wissen, ist, dass wir nicht wissen, wie es sein wird“.
Unterm Strich: Master der Planungshoheit
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