Gewisse Umstände sind die Ursache dafür, dass diese Zeilen aus dem Homeoffice geschrieben werden. Das Homeoffice ist der Ort, wo sich vieles, was ansonsten im Argen liegt in diesem Land, zum Guten wendet. Die übliche toxische Männlichkeit, die sich mit engen Jacketts und geschmacklosen Krawatten tarnt, um Büro-Reviere zu markieren, ist gewichen. Stattdessen haben Inneres und Äußeres beim Ernährer der Familie zusammengefunden: Man hat ihm einen Pyjama für die Nacht zurechtgelegt und einen für den Tag. Die Work-Life-Balance kippt in die richtige Richtung. Es halten sich zwar noch verschwenderische Rituale. So muss man sich zum Beispiel dabei ertappen, wie man für die Videokonferenz mit dem Landrat extra das teurere Parfum aufträgt. Aber die Nachhaltigkeit nimmt merklich zu, zumal dank wärmender Filzhausschuhe immer weniger Strumpfpaare in den Tiefen der Waschmaschine verschwinden. Die Kollegenschar wird zur Ansammlung austauschbarer Kacheln. Und spätestens, wenn zum dritten Mal das identische Bücherregal mit dem Marquez-Klassiker „100 Jahre Einsamkeit“ neben dem Sachbuch-Ladenhüter „So kommt der Journalismus aus der Krise“ bei unterschiedlichen Kollegen auftaucht, wissen wir, dass es nur eine Fototapete ist. Bei uns ist alles echt, weil der pubertierende Sohnemann völlig verschlafen und nölend im Hintergrund auftaucht. Wir können mit ihm ohne Zeitdruck streiten. An Arbeit ist im Homeoffice oft nicht zu denken. Denn wenn eine Hauskatze wirklich einen Sinn hat, dann den, die Tastatur zu blockiergghszzhhhfffft.
Unterm Strich: Lob des Homeoffice
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