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Unterm Strich: Latente Talente
Raymond Roth
 |  aktualisiert: 06.03.2021 02:15 Uhr

Sie schleichen sich meist dann gerne in die Konversation ein, die unabsichtlichen Versprecher mit Silben-Vertauschern, wenn man mit dem zu äußernden Gedanken der eigenen Rede zu schnell vorauseilt. Wörter wie „Zulterschucken“, „Matschklohn“ oder „dickelknüpp“ geben dann Anlass zur Erheiterung. Wenn man dabei Glück hat, entsteht aus den neu kreierten Wortgebilden womöglich die Basis für einen Schüttelreim. Das ist laut Lexikon ein Doppelreim, bei dem die Konsonanten vor den letzten beiden betonten Silben miteinander vertauscht werden. Schüttelreime sind oft sinnfrei, meist aber vergnügliche Zweizeiler. Wie etwa der bekannte „Es klapperten die Klapperschlangen, bis ihre Klappern schlapper klangen.“ Oder „Ein Tapezierer der Meisterklasse, dosiert perfekt die Kleistermasse.“ Mancher schreibt gar halbe Romane in Schüttelreim-Form, dabei handelt es sich fürwahr um mehr als „Latente Talente“. Aktuelle Schüttelreime entstehen derzeit fast wie von selbst, vielleicht ganz passende wie „Was Deutschland derzeit beim Schimpfen eint, ist, dass man kaum jemand zu impfen scheint.“ Ein bisschen holprig: „Der DFB erfreut Wieler und Spahn, dass negativ getestet die Spieler war?n“. Oder „Die Maut musste man ins Feuer scheuern, noch besser wär?s: den Scheuer feuern.“ Und: „Worauf mancher auf 'nem Psycho-Trip stieß, war der Drang zum eig'nen Seelen-Striptease.“ Es geht natürlich auch so: „Wie kann man die Angst vor Corona kühlen? Liefert endlich Serum, Spritzen und Kanülen!“ Ein Schüttelreim, bei dem man sich schüttelt – oder der auch nur ein Zulterschucken auslöst.

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