In dieser Woche war Steuerzahler-Gedenktag. Ein Tag, der nicht zum Feiertag taugt. Markiert er doch die Zeitspanne, die man im Jahr schaffen muss, bis das verdiente Geld im eigenen Geldbeutel bleibt und nicht beim Fiskus oder in den Sozialkassen landet. Der rechnerisch nicht unumstrittene „Aus Brutto wird Netto-Tag“ war heuer am 13. Juli. Ein Mittelwert – denn viele, die keinen cleveren Steuerberater haben, arbeiten wahrscheinlich bis August, bis was hängen bleibt. Das war nicht immer so. Zum Beispiel im oft geschmähten Mittelalter. Da waren die jeweils Herrschenden meist noch mit dem zehnten Teil zufrieden. Zehn Säcke Weizen geerntet, einen davon ab in die Zehntscheune. Zehn fette Gänse im Stall, eine davon für den Herrn Grafen da oben in seiner Burg. Wer nicht zahlen konnte, leistete ersatzweise Fronarbeit für seinen Herrn. Könnte man doch mit leben, wenn ein Groschen vom Euro an die Staatskasse ginge, der alternativ auch noch durch Arbeit im Dienst der Allgemeinheit abgeglichen werden könnte. Heutzutage gehen im Schnitt 53 Cent vom Europa-Taler ab. Der „Von heute an schaffe ich für mich selbst-Tag“ hat sich mit all seinen Unschärfen und Vereinfachungen immer tiefer ins Kalenderjahr gefressen. 1960 noch am 1. Juni, marschiert er seit etwa 20 Jahren den Juli rauf und runter. Hoffen wir mal, dass er da bleibt und nicht künftig an herbstlichen Wahlsonntagen nach dem Motto „Wahltag ist Zahltag“ Termin hat. Oder noch schlimmer ein paar Wochen vor Weihnachten, damit es wenigstens noch für Lebkuchen, Lametta und ein einsames Kerzlein auf dem Baum langt.
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