Von erfolgreichen Razzien in der Unterwelt kündete unlängst die unterfränkische Polizei: In ausgebauten Kellern von zwei Wohnhäusern hatten Bekämpfer der Organisierten Kriminalität zwei illegale Friseursalons ausgehoben. Dort hatten LockenkünstlerInnen aus der Not ein Geschäft gemacht. Vor allem Frauen sollen gewaltig Haare gelassen haben, damit ihre verzweifelten Ehemänner nicht länger Locken auf der Glatze drehen. Aber auch sonst blüht die illegale Nachbarschaftshilfe wie zu Zeiten der Prohibition: Automechaniker veranstalten in ihrer Garage Geheimkurse im Ölwechseln. Wirte bieten Bier zum Selberzapfen an. Sterne-Köche geben unter dem Motto „Im Trüben fischen“ in ihren Suppenküchen Einzelunterricht für unbegabte Pfannenschwenker. Auch Sonnenstudios in der Kellersauna profitieren von der Schattenwirtschaft. Tierschützer melden Bedenken an, dass in den belebten Kellern jetzt der Lebensraum für nützliche Tierarten wie Kellerasseln oder Mäusen verloren geht. Aber sogar Bordstein-Schwalben schulen auf Homeoffice um. Und Tätowieren kann man ja sogar im Hobbykeller. Darbende Fußballfans schleppen ihre Tischkicker in die Waschküche. Da tragen sie – gesponsert von illegalen Wettbüros – in „Geisterspielen“ vertretungsweise die restlichen Bundesligapartien der Saison aus. Wo unterm Dach sonst Wäsche trocknet, bieten Yogalehrerinnen insgeheim Entspannungskurse für Eingesperrte – wobei sich die Figur „ruhender Rollmops“ besonderer Beliebtheit erfreut. Handwerk hat halt doch goldenen Boden – und wenn es der Dachboden ist.
Unterm Strich: Illegale Schattenwirtschaft
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