zurück
Unterm Strich: „Hoss“ und der Betrug an Omas und Opas
Manfred Schweidler
 |  aktualisiert: 29.12.2019 02:10 Uhr

Ob „Hoss“ ein Fan der Kult-Serie „Bonanza“ ist? Arkadiusz Lakatosz gilt als Erfinder einer Betrugsmasche namens Enkeltrick und hat den Spitznamen „Hoss“ – auch, weil er sich vom Ertrag des Betruges an alten Menschen ein fettes Leben gegönnt hat. Auf Bildern sieht er sogar wie „Hoss“ aus. Lakatosz und seine Komplizen gaukelten bei Anrufen Senioren vor, am Telefon sei ihr Enkel, der gerade finanzielle Hilfe brauche. So etwas hätte der gutmütige „Hoss“ in „Bonanza“ nie gemacht. Lakatosz hat mit dem Enkeltrick-Betrug aber über eine Milliarde Euro kassiert und wie ein Krösus gelebt. Doch damit ist Schluss, er sitzt in Polen hinter Gittern – und für seine Komplizen wird das Geschäft mühseliger. Sie beginnen ihren Betrug an alten Menschen am Telefon mit dem Satz „Rate mal, wer dran ist?“ Wenn Opa schwerhörig ist, muss der Gauner das fünfmal wiederholen, bevor er die Geduld verliert und selbst die gewünschte Antwort gibt: „Dein Enkel – ich brauche Geld!“ Sieben von zehn Alten legen gleich auf, weil sie von der Polizei aufgeklärt wurden, was der Enkeltrick ist. Zwei sagen: „Ich habe keine Enkel.“ Der zehnte ist froh, dass überhaupt mal wieder jemand anruft. Er erzählt dem ungeduldigen Abzocker stundenlang vom trostlosen Leben im Heim. Doch die Betrugsmasche ist fies: „Hoss“ klaut Senioren nicht nur Geld – sondern das Schönste, was ihnen geblieben ist: die Freude, wenn der Anruf eines geliebten Menschen ihre Einsamkeit durchbricht. Deshalb hoffe ich im Namen aller Opas und Omas, dass er lange im Knast sitzt – und das Essen so schlecht ist, dass „Hoss“ bald „Little-Joe“ heißt.

Immer informiert sein und
14 TAGE GRATIS testen
  • Alle Artikel in der App lesen
  • Bilderserien aus Mainfranken
  • Nur 9,99€/Monat nach der Testphase
  • Jederzeit monatlich kündbar