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Unterm Strich: Glosse: Wie die Paketboten zu retten wären
Eike Lenz
 |  aktualisiert: 07.02.2022 02:16 Uhr

Na, heute wieder kein Päckchen bekommen? Dann gehören Sie womöglich zu einer kleinen Minderheit, bei der etwas auf der Strecke geblieben ist. Laut Bundesnetzagentur hat es letztes Jahr 14 370 Beschwerden bei der Zustellung von Briefen und Paketen gegeben – nur, muss man ergänzen, bei zwölf Millionen Sendungen täglich. Wenn hierzulande auf eines Verlass ist, dann auf unsere Paketbotinnen und -boten. Sie sind quasi systemrelevant, in der Corona-Krise sowieso. Dabei ist es bisher weder gelungen, die Hungerlöhne der Beschäftigten zu verbessern noch die Online-Riesen angemessen am Gemeinwesen zu beteiligen. Steuern zahlen viele – wenn überhaupt – meist auf den Antillen; und würfe man all die Retouren, also die meist kostenlosen Rücksendungen, auf einen Haufen, ließen sich damit weitere Inseln und Steuerparadiese in der Karibik schaffen. Nach inoffiziellen Angaben wird mittlerweile mehr zurückgeschickt, als überhaupt bestellt wurde. Unternehmen wie Amazon haben ein Heer an Wirtschaftsprüfern beauftragt, um der Frage nachzugehen, wo all die Waren herkommen, die Kunden an sie retournieren. Immer mehr Paketboten haben schlaflose Nächte und leiden an einer speziellen Berufskrankheit: Sendungsverfolgung. Und es deutet sich an: Viele könnten ihren Lebenslauf geschönt haben, indem sie angaben, flügellose Engel zu sein, die den Kaufgöttern auf Erden ihre Lattenroste bis in den siebten Himmel liefern. Dabei liegt der siebte Himmel nicht selten im elften Stock. Die ganze Sache ließe sich locker lösen: wenn jeder wieder, wie es früher üblich war, sein Päckchen selber trüge.

 
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