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Unterm Strich: Glosse: Studium für Sexperten
Manfred Schweidler
 |  aktualisiert: 25.12.2021 02:24 Uhr

Universitäten sind kreativer, als ihr Ruf vermuten lässt – und wer glaubt, dort sei außer Lesen nichts gewesen, sollte wieder mal ein Studienverzeichnis zur Hand nehmen. Da geht es längst nicht mehr nur um BWL, Medizin oder Informatik. An der Hochschule Bremen kann man „Angewandte Freizeitwissenschaften“ studieren, in München „Brauereiwesen“ und in Stuttgart können StudentInnen die Puppen tanzen lassen beim Bachelor-Studiengang „Figurentheater“. Von Spaziergangs-Wissenschaften (Promenadologie) hören Studenten, wenn sie Architekt oder Landschaftsplaner werden wollen. Aktuell sorgen britische Studienplaner für Schlagzeilen. Dabei beugen sie sich schlicht der normativen Kraft des Faktischen. Denn in lausigen Zeiten finanzieren immer mehr englische Studierende ihre hohen Studiengebühren mit Sexarbeit – laut einer Umfrage doppelt so viele wie 2017. Die Uni Durham bietet deshalb Ratgeberkurse und eine „interaktive Schulung“, um die Probleme zu beleuchten, die Sexarbeit mit sich bringt. Nach Medienberichten sind die Kurse ausgebucht. Zuvor hatte schon die Uni Leicester mit einer Online-Fibel für studentische Sexarbeiter Schlagzeilen gemacht. Man lernt ja auch nicht für die Schule, sondern fürs Leben, nämlich: Auch das Intimste ist käuflich, wenn der Preis stimmt. Deshalb müssten solche Kurse eigentlich künftig sogar studienbegleitend als Pflichtfach zu Fächern wie BWL, Moraltheologie und Politikwissenschaften angeboten werden. Daneben wäre – nicht nur für Ernährungswissenschaftler – der Grundkurs „Das Fressen kommt vor der Moral“ zu empfehlen.

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