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Unterm Strich: Glosse: Die Kapriolen der Mode
Helmut Glauch
Helmut Glauch
 |  aktualisiert: 27.06.2020 02:11 Uhr

Heute wollen wir uns mal den mitunter seltsamen Kapriolen der Mode widmen. Ohne Vorwarnung von den internationalen Laufstegen in Paris oder New York hat sich in Windeseile ein kleines, einer Mini-Hängematte nicht unähnliches modisches Accessoire über alle Generationen hinweg durchgesetzt. Das kesse Lätzle, in Trendfarben, mit Kusslippen drauf oder einfach Uni, muss einfach sein, wenn man in diesem Frühling modisch nicht völlig out sein will. Wie immer bei trendigen Innovationen war das Teil, das vorzugsweise mit Gummi oder Band hinterm Ohr befestigt wird, zunächst nur schwer zu bekommen und richtig teuer. Inzwischen liegen gut erhaltene Zweite-Hand-Modelle auch schon auf der grünen Wiese zur Mitnahme bereit. Im Rekordtempo haben die wahlweise aus Papier, Vlies oder Stoff gefertigten Mega-In-Quadrate, sich nicht nur im Gesicht breitgemacht. An den Rückspiegeln im Auto hängend, haben sie die beliebten Plüschwürfel verdrängt, sie schlenkern lässig von Fahrradlenkern oder umschmeicheln wie ein Feigenblatt das Doppelkinn. Wir halten extra Abstand, damit unsere Mitmenschen voller Neid besser sehen können, welches coole Lätzchen wir ergattert haben. Wer es sich leisten kann, trägt gar täglich ein Neues. Wahrscheinlich vermieten Promis demnächst die paar weißen Quadratzentimeter als Werbefläche. Wer die Mode kennt, der weiß, dass sich da schnell der Wind drehen kann. Schlimmstenfalls kommt zum Lätzchen die selbst gefärbte Latzhose wieder in Mode, was den natürlichen Abstand zum Mitbürger von ganz alleine verdoppeln würde.

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