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Unterm Strich: Glosse: Der stiefelnde Kater
Manfred Schweidler
 |  aktualisiert: 30.09.2021 02:45 Uhr

Der Schuh wird als Mittel der Politik oft verkannt. Annalena Baerbock wirkt manchmal, als habe sie aus Versehen Ballerinas zu einer Wanderung ins Grüne angezogen. Der schwarze Armin Laschet macht den Eindruck, als habe man ihm seine Sieben-Meilen-Stiefel zu fest geschnürt. Und ob der Pantoffelheld Olaf Scholz wirklich weiß, dass zum Tanzen mehr gehört als rote Schuhe? Wer von denen begreift, wo uns der Schuh drückt? Keinem von ihnen traut man zu – wie Nikita Chruschtschow 1960 vor der UNO – mit seinem Latschen mal energisch auf den Tisch zu hauen. Sie wären alle schon froh, wenn ihre Adiletten einst im Museum stünden, neben den weißen Tretern des Turnschuh-Ministers Joschka Fischer. Dabei hat der irakische Journalist Muntaser el Saida einst mit dem Stiefel-Wurf auf US-Präsident George W. Bush eine neue Form des politischen Protests begründet. Diese Art von Eigentumsübertragung läge einem freien Demokraten wie Christian Lindner fern. Im Gegenteil, er würde sich im Moment sogar Schuhe leihen, um den gestiefelten Kater in Siegerpose zu geben – am liebsten Guido Westerwelles legendäre 18-Prozent-Schuhe. Das wäre das Richtige für einen, der vor Kraft kaum laufen kann – und sich bewusst ist: „Nur der Schuh weiß, ob der Strumpf Löcher hat.“ 2002 hielt Westerwelle die Sohle mit der leuchtend gelben „18“ in der Talkshow von Sabine Christiansen in die Kamera. Ob Lindner die aus dem Schuh-Museum in Hauenstein holt? Eins sollte er bedenken, ehe er zum Schuhlöffel greift: Die Halbschuhe der Marke „Boss“ könnten sogar ihm eine Nummer zu groß sein.

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