Wer ginge in diesen Zeiten, in denen Museen geschlossen sind, nicht lieber mal wieder ins Museum statt zum Beispiel in Quarantäne. Ins Passauer Dackelmuseum wollte man schon lange mal, ins Sackmuseum in Nieheim oder ins Nachttopfmuseum mit 600 Nachtgeschirren in Wasbüttel. Das Rüdesheimer Foltermuseum könnte man sich sparen. Aber wer will nicht einmal im Fastnachtsmuseum in Kitzingen befreit murmeln: „Hier bin ich Narr, hier darf ich's sein!“ Auch der Tränenpalast in Berlin ist gerade zu. Berlin ist ein einziges Museum samt Museums-Kneipe, die mit Ausstellungsstücken der Stasi-Vergangenheit huldigt und Demokratie-Museum – nicht zu verwechseln mit dem Lügenmuseum, das befindet sich im brandenburgischen Kyritz. Wer wollte nicht mal ins Karl-May-Museum in Radebeul oder ins Nummernschild-Museum in Großolbersdorf, das Fahrzeugplaketten und Verkehrsschilder aus 173 Ländern zeigt? Außerdem wären im Angebot, so sie denn geöffnet hätten, das Mehlsackmuseum, das Mäusefallen-Museum, das Schnarchmuseum für „Sägekünstler“ und das Glücksschwein-Museum. Seit April sammeln Deutschlands Erinnerungsstätten übrigens Exponate für ein Corona-Museum: selbst genähte Masken, ein Bierkrug vom ausgefallenen Oktoberfest oder ein Fußball vom Geisterspiel. Zu den bemerkenswerten Objekten gehört ein Schoko-Nikolaus mit Mundschutz und die Torte eines Dortmunder Bäckers – in Form einer Klopapierrolle. In dem Fall wollen wir mal Soeren Kierkegaard zitieren: „Es braucht mehr Mut, zu vergessen als sich zu erinnern.“
Unterm Strich: Glosse: Corona kommt ins Museum
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