Wer könnte die Doktorarbeit im Fach Biologie „Die infragenerische Gliederung der Gattung Bomarea Mirb. und die Revision der Untergattungen Sphaerine (Herb.) Baker und Wichuraea (M. Roemer) Baker (Alstroemeriaceae)“ geschrieben haben? Richtig: der weithin bekannte und unverwechselbare Grünen-Politiker Anton Hofreiter. Ihn beflügelte echter Forscherdrang, während jenseits der Welt der Wissenschaften der Doktorgrad als eine sexy Zierde persönlicher Eitelkeiten gilt – besonders in Deutschland. Johann Wolfgang von Goethe nahm es noch sportlich. Seine lateinische Dissertation von zwölf Seiten wurde erst nach zusätzlicher Erläuterung einiger Thesen angenommen. Er habe das alles mit „mit großer Lustigkeit, ja Leichtfertigkeit“ getan, lesen wir in „Dichtung und Wahrheit“. Vorbei ist?s mit dieser Lockerheit. Heutige Titelaspiranten sollten vor Risiken und Nebenwirkungen gewarnt werden. Studien sagen, sie hätten ein sechsmal höheres Risiko, krank und vor allem depressiv zu werden als Menschen ohne den Dr.-Titel. Denn nur ein Viertel von ihnen hat das Gefühl, Nützliches für die Gesellschaft zu leisten, zumal wenn man jahrelang an einem Nischenthema sitzt, das oft nicht einmal den eigenen Doktorvater juckt. Mit ihm tauscht man sich, so munkelt man, alljährlich einmal in einer Kneipe aus. Oft finden sich Doktoranden als billige Hilfskräfte im Labor oder Institut wieder. Manche aber bringen es sehr weit wie Ministerin Franziska Giffey (SPD). Nur muss sie aktuell mit der ungesunden Ungewissheit leben, in ihrer Doktorarbeit grob fahrlässig geschummelt zu haben.
Unterm Strich: Gesünder ohne Doktortitel
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