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Unterm Strich: Empfängnisvergütung statt Verhütung
Manfred Schweidler
 |  aktualisiert: 06.05.2019 02:11 Uhr

Was waren das noch für Zeiten, als selbst die junge Romy, äh: Sissi nicht nur ungarisches Essen scharf fand, sondern auch den ungarischen Grafen Andrássy. Die Zeit ist offenbar vorbei, in der der Klischee-Ungar noch als guter Reiter, sensibler Geigenspieler und vor allem als feuriger Liebhaber galt. Zum Entsetzen von Ministerpräsident Viktor Orban haben die Magyaren keinen Bock mehr. Die Folge: Dem Vorspiel folgt immer seltener das Nachspiel in Form von Babys. Orbans große Angst ist, dass die Ungarn bald eine Minderheit im eigenen Land sind – ein wesentlicher Grund, die kinderreichen Flüchtlingsfamilien abzulehnen, die an der Grenze auf Einlass hoffen. Rettung verspricht laut Orban eine Babyprämie, die auch Italien versucht: Kredite als Baby-Prämie, um (am besten mehrfach) Mutter zu werden. Familien mit mindestens drei Kindern erhalten sogar beim Kauf eines mindestens siebensitzigen Fahrzeugs einen Zuschuss vom Staat in Höhe von 2,5 Millionen Forint. Empfängnisvergütung statt Empfängnisverhütung? Orbans Ziel heißt: Mehr Geld für mehr Geburten – für mehr Ungarn und weniger Migranten. Er kann sich sogar auf Benjamin Franklin berufen, der schon vor 200 Jahren sagte: „Geld ist von fruchtbarer, erzeugender Natur. Geld kann Geld zeugen, und der Nachwuchs zeugt noch mehr.“ Blöd nur, dass große Familien auch große Wohnungen brauchen – und welcher arme Ungar kann die bezahlen? Die jungen Magyaren wandern schon jetzt in Scharen aus, weil es zuhause immer weniger Möglichkeit zum Geldverdienen gibt – außer mit dem Kinderkriegen.

 
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