In Zeiten, in denen wir Distanz wahren sollen, um nicht krank zu werden, ist jedes Mittel recht, um auch auf Abstand wieder etwas Nähe zu schaffen. Überrasche deine Mitmenschen, habe ich mir gedacht, sag einfach mal wieder „Grüß Gott“ oder wünsche einen „Guten Morgen“. Auf dem Land hat man das Grüßen noch nicht ganz abgeschafft. Aber in der Stadt, mitten in der Fußgängerzone? Also ab zum Selbstversuch. Morgens noch vor der Arbeit, es ist kaum was los, steht der Besuch beim Bäcker an. Ein „Grüß Gott“ durch die Maske genuschelt verkneife ich mir – was weiß ich, welchem Gott der mir unbekannte Mitmensch sich verpflichtet fühlt. Ein Lächeln und draußen wieder ohne Maske ein fröhliches „Guten Morgen“ kommt sicher besser an, denke ich mir – und siehe da: es funktioniert. Besonders ältere Menschen, wohl auch auf morgendlicher Futtersuche wie ich, grüßen – wenn auch nach kurzer Schrecksekunde – fröhlich zurück. Andere murmeln was vor sich hin, eilen weiter, drehen sich dann um, um zu gucken, ob sie es da eben mit einem Psychopathen zu tun hatten. In Erinnerung bleiben mir die beiden Hunde einer Dame, die mein „Guten Morgen“ sofort mit einem wenig freundlichen Knurren erwidern. Dass Frauchen ihre Lieblinge mit den Worten „Bleibt ruhig, der Mann tut euch doch nichts“ zu beruhigen versucht, erleichtert mich nicht wirklich, denn der Satz „die wollen doch nur spielen“ umschreibt bekanntlich ein weites Feld. Es bleibt schwierig mit einem einfachen Gruß. Vielleicht hätte ich es mit einem fröhlichen „Wau-Wau“ versuchen sollen.
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