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Unterm Strich: Eine unschöne Verbal-Affäre
Manfred Schweidler
 |  aktualisiert: 02.10.2020 02:11 Uhr

Das Oberste Gericht im schönen Wien soll jetzt eine unschöne Verbal-Affäre klären: Darf eine Politikerin, die mit rüden Sex-Sprüchen beleidigt wurde, beherzt mit „Arschloch“ antworten? Rechtlich geklärt ist bereits, dass das einfache „Arsch“ (in Wien) 2700 Euro kostet, während „Arsch mit Ohren“ straffrei blieb. Der Grünen-Politiker Joschka Fischer machte die Beschimpfung 1984 auch im Bundestag hoffähig: „Mit Verlaub, Herr Präsident, Sie sind ein Arschloch!“ Seither hat der Begriff einen unaufhaltsamen Siegeszug im kommunikativen Miteinander angetreten, der auch in der Literatur Niederschlag findet. In ihrem Buch „Die Kunst, kein Arschloch zu sein“ schreibt die Autorin Anja Niekerken über den inneren Bösewicht, der angeblich in uns allen steckt, und wie es gelingt, ihn in Zaum zu halten. Wer – wie einst Helmut Kohl – eher meint: „Entscheidend ist, was hinten rauskommt“, sollte dagegen zum Buch „Die Arschloch-Theorie“ greifen. Autor Rainer Hoss versucht darin zu erklären, warum eben diese nie aussterben, wie sie entstehen und wie wir am besten mit ihnen umgehen. Es wird auch mit dem Mythos aufgeräumt, dass Frauen auf A...löcher stehen. Und am Ende können die Leser mit einem Test ihren persönlichen A...loch-Faktor ermitteln. Wem das alles zu viel ist, der kann beim Bewährten bleiben und dabei Stil beweisen: Man schimpft nicht öffentlich, sondern schenkt dem Gegner, den man für weiß Gott was hält (auch in Wien), eines der wundervollen Bücher des Zeichners Walter Moers. Dessen berühmteste Comic-Figur heißt nämlich „Das kleine Arschloch“.

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