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Unterm Strich: Eine bärtige Haarspalterei
Manfred Schweidler
 |  aktualisiert: 17.07.2020 02:10 Uhr

Der plötzliche Trend zum Gebüsch im Gesicht ist eine haarige Sache: Haben wir nach der Klopapier-Krise und dem Mangel an Masken zum Mund- und Nasenschutz nun Engpässe bei Rasierklingen? Die Quarantäne-Bärte verändern manche meiner Freunde – nicht unbedingt alle zu ihrem Vorteil. Einer von ihnen sieht jetzt aus wie eine Mischung aus Miraculix und Catweazle. Ein bisher gepflegter End-40er könnte aufgrund seiner Gesichtsbehaarung nun leicht bei den Rauschebärten von ZZ Top mitsingen. Die eisgrauen Stoppeln eines Dritten verraten endlich sein wahres Alter. Und der eitle Vierte kommt urplötzlich mit pompöösem Kinn- und Lippenrahmen daher wie Modezar Harald Glööckler. Bartlose Kritiker(innen) warnen zwar, der Bart erhöhe das Ansteckungsrisiko. Aber hat das prickelnde Bewusstsein drohender Gefahr schon je einen Mann von Dummheiten abgehalten? Tausend Beispiele von Fallschirmsprung bis Seitensprung beweisen das Gegenteil. Da helfen weder lateinische Binsenweisheiten („Nicht jeder, der Bart trägt, ist schon ein Philosoph“) noch dänische („Käme es auf den Bart an, könnte die Ziege predigen“). Auffällig ist aber: Alle Mediziner, die über die Corona-Epidemie aufklären, sind glattrasiert: Christian Drosten, Alexander S. Kekulé und Lothar Wieler, der Präsident des Robert Koch-Instituts. Wolfgang Wodarg dagegen, der die Corona-Epidemie als Panikmache bezeichnet, hat einen ziemlichen Bart. Aber was beweist das schon – außer die Vorliebe zur Haarspalterei? Es ist und bleibt die deutsche Art, zu streiten um des Kaisers Bart.

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