Von drauß‘ vom Walde komm' ich her. / Ich muss Euch sagen: Es locked down sehr. / Mein Schlitten ist schon voll mit raren, / im Lockdown schwer gefragten Waren. / Mit Nudeln, Dosensuppen, Bier, / natürlich auch mit Klopapier. / Mit Bastelsätzen, Früchtetee, / mit Yoga-Kursen auf CD, / Mehl, Margarine, Tütensuppen / und aufblasbaren Gummipuppen. / Was man so braucht in Quarantäne / gegen das Virus und Migräne. / Flugs den Schlitten angespannt, / und die Laterne angebrannt. / Diesmal braucht der Weihnachtsmann / zum Ausliefern nur halb so lang, / denn die Kneipen sind ja dicht. / Einkehrschwung ist also nicht./ Pech, ich hab' in früh'ren Jahren / manchen Rausch mit heim gefahren. / Doch gegen Schnee und andere Pein / steck ich mir 'nen Flachmann ein. / Das Rentier scharrt schon mit den Hufen / und freut sich, dass die Kinder rufen. / Den Rotrock an, Bart vors Gesicht. / Coronatest? Natürlich nicht. / Fast hätt‘ ich Weihnachtsmann verpennt: / Ich bin ja Risikopatient. / Ich soll ja jetzt Kontakte meiden, / auch wenn Geschäfte dabei leiden. / Der Schlitten bleibt in der Garage. / Denn was wär das für 'ne Blamage, / wenn Kinder um die Päckchen tollen / und Polizisten Bußgeld wollen: / Verstoß gegen‘s Kontaktverbot / oder Corona-Atemnot. / Bevor ich mich umsonst maskier? / bleibe ich doch lieber brav bei mir. / Die Päckchen kommen trotzdem schnell, / mit UPS und DHL. / Ich hoff' nur, dass im nächsten Jahr / alles so ist, wie's früher war. / Dass man den Weihnachtsmann noch kennt / und nicht nur noch „Paketdienst“ nennt.
Unterm Strich: Ein Gedicht vom Weihnachtsmann
Themen & Autoren / Autorinnen
Kommentare