Die eifrig sammelnden Eichhörnchen sind zurück im Hamsterrad. Kaum sind wir im Lockdown, sammeln sie schon wieder für den Corona-Winter: Klopapier, Mehl, Nudeln. An Bananen mangelt es zwar noch nicht, sagen Osthamster. Und Westhamster geben noch keine Veranlassung dazu, dass die Kassiererin verzweifelt ihre Kollegin anschreit: „Helga, was kosten die Kondome?“ Doch womöglich gibt es erste Engpässe bei Desinfektionsmitteln. Alte Füchse mit Erfahrungen aus früheren Notzeiten (Kriegsende, Wiedervereinigung) weichen auf alte Hausmittel wie Omas Klosterfrau Melissengeist aus. Das wirkt sogar gegen die gefährliche Covidiotie, die manche befällt, wenn sie vor halb leeren Regalen stehen. Panik-Erreger werden durch ungeschützten Kontakt mit Sozialen Netzwerken übertragen. Sollten Sie dort mit oder ohne Maske Informationen ausgetauscht haben, empfiehlt sich eine Quarantäne. Manche haben das Hamstern schon jahrelang geübt: die Scheibe Gelbwurst beim Metzger gekrallt, im Café die Kekse eingesackt, das Duschgel im Hotel und die Handcreme in der Apotheke. Das alles sammelt sich jetzt im Keller neben Knäckebrot, Apfelbrei, Bergen von feinstem Vierlagigen und Wein im Tetra Pak – und dem Akku-Schraubenzieher, den man mal im Baumarkt gekauft, aber nie ausprobiert hat. Dazwischen liegt – ganz verloren – ein kleiner, in Papier gehüllter Zuckerwürfel aus meinem Stammcafé. Auf der Verpackung steht: „Wer sich für die kleinen Dinge zu groß fühlt, ist meist für die großen Dinge zu klein.“ Was soll man als Hamster davon halten?
Unterm Strich: Die Rückkehr der Regalhamster
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