Es sagt sich vor dem Urlaub so leicht: „Ich bin dann mal weg!“ Aber so einfach ist die Wahl des Ziels nicht. Nach Italien, Dänemark oder Mallorca fahren doch alle. Südtirol ist zu konservativ und Holland zu liberal. Aber wetten, die Nachbarn tuscheln, wenn man allein nach Thailand will – wegen der Kultur? Solidarischer Erntehelfer in Kuba oder Israel? Das war mal, aber bleiben wir politisch korrekt. Griechenland sei billig und Bulgarien noch billiger, meint ein Kollege, aber das dürfe man nicht ausnützen. Mit dem Türkei-Urlaub stütze man Erdogan, warnt ein zweiter. Spanien sei so weit zu fahren, mosert die Tochter, und (weil sie Tierschützerin ist): „Nie, solange der Stierkampf nicht verboten wird!“ Bali, Australien oder Tahiti verbietet der ökologische Fußabdruck – wer lässt sich schon gerne wegen dem bisschen Flugbenzin als Klimakiller bezeichnen? Nach Südafrika dürfe man ja wieder, schlägt der Schwager vor: Die weißen Rassisten seien ja weg. Die schwarzen seien um keinen Deut besser, hält seine Frau dagegen. Marokko, Tunesien oder Ägypten – aber wenn ein Islamist . . .? Wer Astrid Lindgren liest, will auch mal nach Schweden. Doch was machen wir, wenn es da nicht ist wie in Bullerbü, sondern wie in den Krimis von Henning Mankell? Die Vereinigten Staaten auf keinen Fall, solange das Trumpeltier regiert. England will uns nicht mit seinem Brexit, dann bleiben wir halt weg – auch aus Ungarn: Ist schön am Balaton, aber jetzt werden da Zigeuner diskriminiert und die Schwulen! Bäh! Am einfachsten ist, man bleibt in Balkonien und geht einfach nicht ans Handy.
Unterm Strich: Die Qual der Wahl des Urlaubsorts
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