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Unterm Strich: Der politisch korrekte Gast für den Opernball
Eike Lenz
 |  aktualisiert: 26.03.2020 02:10 Uhr

Immer wenn wir dieser Tage an Greta Thunberg denken, fällt uns die Operette „Der Vogelhändler“ ein, in der es so rührend heißt: „O mei, o mei, wo mag denn das Reserl sei?“ Ja, wo mag sie sein, die Erlöserin unserer Träume, die auf ihrer Mission der Weltrettung mal im ICE nach Frankfurt gesichtet wird, mal auf einer Jacht im Atlantik, aber wie es aussieht wieder nicht auf der Gästeliste des Wiener Opernballs an diesem Donnerstag. Man hätte es Richard Lugner so sehr gewünscht, dass er zur Abwechslung mal auf sein ökologisch-moralisches Gewissen hört und sich Seite an Seite mit der jungen Schwedin zeigt. Stattdessen hat er doch wieder alte Reflexe bedient, um der eigenen Bedeutung gerecht zu werden. Die einstige Ski-Rennläuferin Lindsey Vonn (35) war als Begleitung für den 87-Jährigen bereits gebucht. Da hielt Lugner ungeniert ein Nacktfoto der Amerikanerin in die Kamera und Vonn sagte pikiert wieder ab. So isser halt, der „Mörtel“, hieß es in der heimischen Presse. Als Bauunternehmer – daher der Spitzname – hat Lugner Millionen gemacht, auf dem Parkett der Diplomatie bewegt er sich mit der Grandezza eines Schaufelradbaggers. Andere dürften weniger zimperlich sein, wenn Lugner ihnen ein unmoralisches Angebot macht: eine Ballnacht mit ihm gegen ein hübsches Sümmchen. Sophia Loren war schon da, Pamela Anderson, Grace Jones oder Claudia Cardinale – halb Hollywood, wenn wir der empirischen Kraft des Augenscheins trauen dürfen. Eine fiele uns mit Blick auf die oben zitierte Operette doch noch ein, die Lugner fragen könnte: Die Christel von der Post hätte gewiss Zeit.

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