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Unterm Strich: Der John Wayne der deutschen Politik
Eike Lenz
 |  aktualisiert: 07.05.2021 02:15 Uhr

Auf dem Höhepunkt des Kanzlerkandidatenduells von CDU und CSU hat Horst Seehofer den beiden Streithähnen eine „konsensorientierte Lösung“ ans Herz gelegt. Das klang wie der weise Rat eines reifen Staatsmannes. Seehofer ist ein Meister der konsensorientierten Lösung. Oder war es der lösungsorientierte Konsens? Na egal. Als sich einst die Machtfrage in der CSU neu stellte, war Seehofer derart trunken vor Eintracht, dass er dem jungen Kronprinzen Söder charakterliche Schwächen und einen Hang zu „Schmutzeleien“ unterstellte. Und als die Kanzlerin in einem Akt christlicher Nächstenliebe die Grenzen für Flüchtlinge offenstehen ließ, hauchte der Innenminister der Herzen ihr etwas von der „Herrschaft des Unrechts“ ins Ohr. Klingt das nicht wie eine Etüde von Mozart? Hätte dieses Land ein Ressort für Konsenspolitik zu besetzen, es könnte nur einen geben für diesen Posten. Lange hat man von Seehofer nichts mehr gesehen und gehört; allmählich dämmert einem, wieso. Der Mann hat sich in Lexika vertieft – bis er bei K wie Konsens und L wie Lösung angekommen war. Und dann hat er sich nach draußen begeben ins weite Land, wo die Luft voller Pulverdampf hing und das Duell der Teufelskerle Söder und Laschet auf seinen Showdown zulief. Seehofers Rolle war die des pragmatischen Marschalls – wie in diesen verruchten alten Western mit John Wayne, wir alle kennen sie: Abrechnung in Sonora, Tal der Angst, Verfluchtes Land. Und auch die Szene, als John Wayne todesmutig in die Schusslinie springt. Ein Held, der keine Waffe braucht. Er hat etwas viel Besseres im Anschlag, er hat die konsensorientierte Lösung.

 
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