Hätte mich vor fünf Jahren einer gefragt, was ein „harter Brexit“ ist, hätte ich vielleicht vermutet, dass es sich um einen mir ungekannten Begriff aus der Sado-Maso-Szene handeln könnte. Nun steht Theresa May ja nicht im Verdacht, nebenbei in einem Domina-Studio zu arbeiten. Eine rechte Quälerei ist es dennoch mit ihr und dem Brexit. Nicht nur, dass er sich zum Neverendingxit und Verschleppxit gemausert hat, schmerzt. Auch die Debatten der britischen Parlamentarier tun richtig weh. Wäre ja schön, wenn uns das alles egal sein könnte. Schließlich sind solche Szenarien wie unterbrochene Handelsketten und verlagerte Bankenschwerpunkte und Börsenplätze für Otto Normalverbraucher erst einmal mehr abstrakterer Natur. Aber es geht ans Eingemachte, besser Eingedoste, denn eins ist schon mal klar: Egal, wie das alles ausgeht – der Fisch wird teurer. 200 Meilen rund um Großbritannien herum werden praktisch alle Heringe und die meisten Makrelen gefangen, die bei uns in irgendeiner Form auf dem Teller landen. Bisher dürfen auch deutsche Fischer dort ihre Netze auswerfen, nach dem 29. März hätten EU-Fischer dort vermutlich keinen Zutritt mehr. Wird also nicht mehr lange dauern, bis irgendjemand die Aktion „Hortet den Hering“ ins Leben ruft. Jetzt schon Makrelen fürs Fischfest im Sommer bestellen, empfiehlt sich dagegen aus hygienischen Gründen nicht. Mal sehen, wie das mit dem Hering-Exit ausgeht. Die Briten werden ihren Fisch wohl künftig selber brauchen, wenn – Importzöllen sei Dank – nicht mehr viel mehr als das britische Nationalgericht „Fish & Chips“ auf ihren Tellern landet.
Unterm Strich: Der Brexit und der Fisch
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