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Unterm Strich: Das Krümelmonster und die hohe Politik
Eike Lenz
 |  aktualisiert: 03.10.2021 02:33 Uhr

Jetzt, da der Herbst naht und mit ihm das Ende der besten Kanzlerin, die Deutschland je hatte, wird es Zeit, dass wir uns Gedanken machen über den Tag X. Über die Zeit also, da dieses krisengeschüttelte Land allein zurechtkommen muss – ohne die Schutzkraft der Raute. Wie sollen, wie wollen wir das jemals schaffen? Vielleicht, indem wir alle unsere Ansprüche und Erwartungen an Politik ein bisschen zurückschrauben. Indem wir Verzicht und Askese üben. Ja, indem wir es so machen, wie der Backwarenhersteller Bahlsen uns das lehrt. Weniger kann manchmal mehr sein. Heimlich, still und leise hat das Unternehmen gerade den Inhalt eines seiner Produkte reduziert, aber der Preis ist natürlich gleich geblieben. Als die Stiftung Warentest diese „Mogelpackung“ reklamierte, entgegnete Bahlsen: „Wir haben uns beim Produkt Perpetum für eine Verringerung des Inhaltes entschieden, um dieses Produkt weiterhin wirtschaftlich produzieren und anbieten zu können.“ Man hätte die Schachtel auch einfach nur verkleinern oder den Preis erhöhen können, aber womöglich wäre der Schwindel dann gleich aufgefallen. Auf die Tour hoffen sie bei Bahlsen wohl, dass ihnen kein Zacken aus dem Leibniz-Keks brechen wird. Und ist der Vorgang nicht eine Parabel auf das politische Berlin? Liebe Wählende, mit eurer Stimme zahlt ihr weiter den vollen Preis – aber erwartet dafür mal nicht das volle Programm. Tut uns echt leid, aber auch wir müssen schauen, wo wir bleiben. Im Falle Bahlsen geht uns das gewaltig auf den Keks. Und die wichtigste Frage ist noch gar nicht geklärt: Was wird eigentlich das Krümelmonster zu alldem sagen?

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