Wenn es zu bunt wird, muss man Farbe bekennen: Ob deshalb gerade jetzt erstaunlich viele rot sehen – aber doch erstaunlich wenige schwarz für die Zukunft des Landes? Wieder andere haben es ganz eilig, jetzt ins Grüne zu kommen. Die Wirklichkeit ist halt vielfältiger als schwarz oder weiß. In diesen Tagen ist viel von Schwarz gegen Rot die Rede, von Schwarz-Gelb, von Rot-Grün oder Schwarz-Grün. „Schwarzbraun ist die Haselnuss“ bleibt ein ungeliebtes Lied, mit der AfD will keine der anderen Parteien singen, und mit den Roten ganz links nur unter bestimmten Voraussetzungen. Aber die Roten kokettieren mit den Grünen, und die Gelben machen den Schwarzen schöne Augen. Eine rot-grün-rote Regierung (was geheimnisvoll jetzt R2G heißt) gilt als Schreckgespenst für die Wirtschaft. Wahlforscher finden farbige Umschreibungen wie Ampel, Jamaika, Kenia, eine ziemliche Farben-Panscherei. Die blaue Partei von Frauke Petry hat sich rechtzeitig aufgelöst. Theoretisch wären auch Regierungs-Beteiligungen der Grauen Panther, der Orangen (Piraten) und der Violetten möglich – oder der Schwarz-weiß-roten der Satirevereinigung „Die Partei“. Welches Signal sendet ein Schwarzer, der eine rote Krawatte trägt? Darf ein Liberaler statt dem gelbem Pullunder einen blauen Pullover anziehen? Trägt der Rote insgeheim ein grünes Unterhemd? Alle Farben verschwimmen zu schmutzigem Grau. Am Ende stehen wir Wähler da, wissen nicht, wo wir den Pinsel in den Farbkasten eintauchen sollen – und müssen seufzend dem römischen Dichter Ovid recht geben. Der sagte: „Was hilft dem Blinden die Farbe?“
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