Die Eiszeit hat lange gedauert, die Steinzeit vermutlich noch länger. Selbst die Kreidezeit und die Bronzezeit sind richtige Methusalems im Vergleich mit der Ölzeit, die langsam schwächelt. Seit nicht mal 150 Jahren rollen Autos genannte Gefährte, mit zu Benzin oder Diesel veredeltem Erdöl im Tank, über die Straßen. Eine Erfolgsstory, die aber auch „zum Himmel stinkt“, wie man besonders vor der Einführung des Katalysators und zu Zweitakter-Zeiten unschwer erschnuppern konnte. Nun rollen, dank staatlicher Zuschüsse in Schwung gebracht, immer mehr E-Autos über die Straßen. Harte Zeiten für alle, die im erdgeschichtlich gesehen noch jungen Verbrenner-Zeitalter einen Evolutions-Sprung hingelegt, und einen Bleifuß, eine Toleranz für „Benzin im Blut“, oder gar beides ausgebildet haben. Man stelle sich nur mal vor, dass in nicht allzu ferner Zukunft die bisher lautstarken Formel-1-Boliden solarbetrieben und lautlos mit 72 Sachen über die Ziellinie schnurren. Oder dass das Gemisch fürs geliebte Oldtimer-Moped nur noch in der Apotheke zu haben ist. Auf Rezept und nur nach Vorlage eines benzinpsychologischen Gutachtens, in dem nachgewiesen wird, dass ein Leben ohne den motorgetriebenen Oldie sinnlos wäre. Der Literpreis – ähnlich hoch wie der für die Magentropfen, die man braucht, um das alles zu verdauen. Moderne Elektroautos werden im Gegenzug mit mehr Kopffreiheit im Fahrgastraum ausgestattet. Nicht weil E-Fahrer im Vergleich mit Benzinern größer wären, sondern damit der ökologische Heiligenschein, der manchmal mitfährt, unterm „Himmel“ nicht verknittert.
Unterm Strich: Benzin auf Rezept
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