Mit der Erotik der Deutschen kann es nicht zum Besten stehen, wenn Beate Uhse jetzt zahlungsunfähig ist. Die meisten Witze darüber finden sich natürlich im Internet: „Wer befriedigt jetzt die Gläubiger?“ fragt ein tröger Spaßvogel, ein zweiter lästert: „Beate Uhse meldet Impotenz an“ und ein dritter unkt: „Millionen von Vibratoren zittern jetzt um ihren Job“. Dabei hat mancher von ihnen früher nicht einmal gewusst, was das ist. Heute wünschen sich 14-Jährige ein Sex-Toy und wissen, was ein „Gang-Bang“ ist – aber nicht mehr, was Sex mit Liebe zu tun hat. Die Befreiung von den verklemmten Nachkriegsjahren verdanken wir vor allem der Sexpertin aus Flensburg, die ein Magazin einmal so schön „Orgas-Muse“ nannte. Ohne sie und Erika Berger, Oswalt Kolle und Sex-Sirenen wie Lilo Wanders wäre noch immer Fußball die schönste Nebensache der Welt. Dank ihr hat ein Dr. Sommer-Team in der „Bravo“ unsere ganze Generation aufgeklärt.
Ohne sie wäre der wundervolle Anti-Aids-Werbespot an der Supermarktkasse undenkbar: „Helga, was kosten die Kondome?“ Heute braucht keiner mehr Produkte wie „Herrensilber, zur Anregung für den Mann“, „Ariadne H 6, das vollendete Sex-Bad“ oder „Nous deux, Spezial-Pralinen für beide Partner“. Videotheken und Sex-Shops sind überflüssig – Pornos gibt es umsonst im Internet, von banal bis brutal. Aber manchmal sehnt man sich doch zurück in die Zeit, in der die Erotik-Anbieterin vom Dichter besungen wurde: „Wer früh beginnend mit Geschmuse auf der belebten Straße steht, dem überbrückt Beate Uhse die Mängel seiner Pubertät.“