Warum ist ein Zettel mit ein paar Zeilen Albert Einsteins 1,75 Millionen Euro wert? Den Preis erzielte jetzt eine Notiz des Genies bei einer Versteigerung. Welche Weisheit ist diesen Preis wert? Vielleicht gar: „Habe absoluten Blödsinn in eine relativ klug klingende Theorie verpackt“? Offenbar wird der Einfluss von Zetteln auf unser Leben und die Weltgeschichte klar unterschätzt. Man denke an all die Stimmzettel, Spickzettel und Einkaufszettel, Lottozettel, Parkzettel oder Beipackzettel, die Weichen fürs Leben stellen können. Was blieb von John F. Kennedy? Ein Zettel von 1963, auf den ein Übersetzer dem US-Präsidenten in Lautschrift schrieb: „Isch bihn ain Bäälina“. Legendär ist auch der Spickzettel für Nationaltorwart Jens Lehmann bei der WM 2006. Darauf stand, wie die argentinischen Spieler beim „Elfer“ aufs Tor zu schießen pflegten. Dank seines schlampigen Notizzettels erklärte Günther Schabowski 1989 aus Versehen die sofortige Reisefreiheit für DDR-Bürger. Auch die Unabhängigkeitserklärung der USA von 1776 ist nicht mehr als ein großer Zettel. Die Freiheit braucht ja nicht unbedingt viel Platz. Der zu Unrecht fast vergessene Schriftsteller Arno Schmidt veröffentlichte 1970 sein Monumentalwerk mit dem schönen Titel „Zettels Traum“ – bestehend aus 1330 Seiten.
Er wäre froh gewesen, 1,75 Euro pro Zettel zu bekommen. Einsteins Zettel war eine Art Trinkgeld für einen Hotelboten in Japan. Er schrieb: „Stilles bescheidenes Leben gibt mehr Glück als erfolgreiches Streben, verbunden mit beständiger Unruhe“. Ob das Genie sich da nicht ein bisschen verzettelt hat, steht auf einem anderen Blatt.