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Scheurings Wort zum Samstag: Rock around the Clock
Herbert Scheuring
Herbert Scheuring
 |  aktualisiert: 24.06.2019 02:11 Uhr

In einem Konzertbericht lese ich, eine Band habe das Stadion „gerockt“. Meinetwegen. Gerockt wird heute aber überall, nicht nur von Rockbands. Das VW-Modell „Rolling Stones“ war laut Hersteller ein „Auto, das rockt“. Es dauerte nicht lange, bis der Autobauer Ford verkündete: „Ford rockt“. Ein Konzertveranstalter wirbt mit dem Motto „Klassik rockt“. Man glaubt es nicht. In der Politik wird angeblich seit Jahren gerockt. Ein Grünen-Politiker verkündet: „Lasst uns die Politik gemeinsam rocken!“ Ein SPD-Kanzlerkandidat behauptete: „Bei mir rockt es“ – obwohl man zeitweilig auch meinen konnte, dass es bei ihm piept. Eine CSU-Politikerin will „alles gemeinsam rocken zum Wohle der Heimatgemeinde“. Sapperlot! Auch in der Küche wird inzwischen gerockt. Ein Fernsehkoch „rockt die Pfanne“, ein Kochbuch heißt „Gemüse rockt“. Ausgerechnet Gemüse. Heute wird rund um die Uhr gerockt, wie einst bei Bill Haley: Rock around the Clock. Eine Traktorenausstellung steht unter dem Motto „Wir rocken das Grünland.“ Eine DVD-Box trägt den Titel „Da rockt die Lederhose“. Früher wurde in der Lederhose gejodelt, heute wird dort gerockt. Vermutlich wird dann im Rock gejodelt. Aber das ist mir Jacke wie Hose. Sogar in der Kirche rockt es: Rund 30 000 Menschen besuchten kürzlich die „Heilig-Rock-Tage“ in Trier. „Kirche rockt“ hieß ein Festival der Evangelischen Jugend. Der Kölner Weihbischof Ansgar Puff versprach Rom-Wallfahrern gar einmal: „Wir werden den Petersdom rocken.“ Bald wird es heißen, dass der Papst den Vatikan rockt. Es ist schon eine total verrockte Welt, in der wir leben.

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