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Scheurings Wort zum Samstag: Hier wird kommuniziert
Herbert Scheuring
Herbert Scheuring
 |  aktualisiert: 03.04.2019 02:13 Uhr

Wir leben in einem Zeitalter der Kommunikation. So viel kommuniziert wie jetzt wurde noch nie. Heute wird nicht mehr nur einfach etwas mitgeteilt oder erklärt – nein, es wird kommuniziert. Ein Wissenschaftler will „die Energiewende kommunizieren“. Ein TV-Koch sagt, in seiner Sendung wolle er „Küche lebendig und nachvollziehbar kommunizieren“. Landwirte wollen ihr „eigenes Können kommunizieren“. Bayerns Landfrauen möchten ihre Anliegen „gut kommunizieren“, und ein Politiker hat vor, „Sozialpolitik zu kommunizieren“. Früher gehörten zum Kommunizieren immer mindestens zwei, die miteinander sprachen oder auf andere Weise in eine Beziehung zueinander traten. Das ist das Wesen der Kommunikation. Heute, in Zeiten der Arbeitsverdichtung, reicht für das Kommunizieren einer. Aber davon gibt es viele. Vermutlich haben die alle Kommunikationswissenschaften studiert, keinen passenden Job gefunden und wollen nun ein wenig vor sich hin kommunizieren. Gewerkschafter wollen Probleme in Betrieben „nach oben kommunizieren“, Chefs kommunizieren lieber nach unten, um Mitarbeitern zu sagen, wo es langgeht. Würden die Autoren der Bibel heute leben, müssten sie schreiben, Gott habe Moses die zehn Gebote kommuniziert. Vermutlich droht ein Raufbold seinem Gegenüber bald nicht mehr, er verpasse ihm eine, sondern: „Ich kommuniziere dir gleich eine!“ Heute wollen alle kommunizieren, nur das Exkommunizieren ist etwas aus der Mode gekommen. Warum eigentlich? Vielleicht kann das der Vatikan bei Gelegenheit einmal kommunizieren.

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