In dieser Woche hätte eigentlich der Literaturnobelpreis überreicht werden sollen. Er wurde in diesem Jahr aber wegen eines Belästigungs- und Korruptionsskandals im Umfeld der Jury nicht vergeben. Der herausragende US-Schriftsteller Philip Roth war lange für den Literaturnobelpreis im Gespräch. Erhalten hat er ihn nie. Es ist eine Ironie des Schicksals, dass Roth ausgerechnet in diesem Jahr, in dem der Preis nicht verliehen wird, starb. Preisverleihungen sind ein zwielichtiges Geschäft. Den Literaturnobelpreis haben zum Teil sehr sonderbare Gestalten erhalten. Dafür gingen zum Beispiel Mark Twain oder James Joyce leer aus. Oder T. C. Boyle, um einen noch Lebenden zu nennen. Der Schriftsteller Eckhard Henscheid nannte die Entscheidungen der Stockholmer Jury schon vor Jahren eine „einzigartige Serie von Inkompetenz und Fehlern und Peinlichkeit und Lächerlichkeit“ und resümierte: „Die Stockholmer, sie haben einfach einen Knall.“ Über die Vergabe literarischer Ehren befänden „Leute, die nicht alle Tassen im Schrank“ und „meist keinen Schimmer“ haben, meinte der US-Schriftsteller Kurt Vonnegut. Im nächsten Jahr soll der Literaturnobelpreis laut Angaben der Jury nun gleich zweimal vergeben werden. Vielleicht wird Helene Fischer für ihr zeitkritisches Liedgut in der Tradition der fahrenden Sänger geehrt, und Donald Trump für seine Twitter-Botschaften, die einen ganz neuen literarischen Kosmos geschaffen haben, der die Grenzen des Sagbaren und Unsäglichen neu auslotet. Ich finde, das wären zwei gute Entscheidungen. Die Jury hat schließlich einen Ruf zu verlieren.
Scheurings Wort zum Samstag: Hier purzeln die Preise
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