Wie stehen die Chancen der Deutschen bei der Fußball-Europameisterschaft? Lange Zeit waren Experten der Überzeugung, die Philosophie der Mannschaft entscheide über Erfolg oder Misserfolg. Neuerdings scheint sich der Schwerpunkt der taktischen Ausrichtung von der Philosophie hin zur Mathematik zu verlagern. Von Nürnbergs Trainer Robert Klauß etwa stammt der bemerkenswerte Satz: „Wir sind in einem 4-2-2-2 auf Pressinglinie eins angelaufen, wir wollten nach Ballgewinn über den ballfernen Zehner umschalten. Wir sind im Ballbesitz in eine Dreierkette abgekippt mit dem asymmetrischen Linksverteidiger und dem breitziehenden linken Zehner, so dass wir in ein 3-4-3 respektive 3-1-5-1 abgekippt sind.“ Mit welchen taktischen Finessen wird das deutsche Team bei der EM überraschen? Möglich, dass Joachim Löw symmetrische Flügelstürmer mit einem konzentrischen Mittelfeld kombiniert. Oder dass er im rechten Winkel einen falschen Sechser und eine grüne Neune auftauchen lässt und den Gegner zusätzlich mit einer sich elliptisch verformenden abkippenden Viererkette verwirrt. Freilich könnte er auch gemäß der euklidischen Elementargeometrie die Mannschaft so aufstellen, dass sie nach vorne hin einen dreidimensionalen reellen Vektorraum eröffnet. Aber man sollte die Rechnung nie ohne den Gegner machen. Wenn der im Mittelfeld zwei gleichschenklige Dreiecke bildet, die sich zu einem nach vorne drängenden Parallelogramm verformen, dessen Spitze die Bälle asymmetrisch im Kasten versenkt, kann es sein, dass Joachim Löw am Ende im Sechseck springt.
