Kürzlich hörte ich zu, als sich zwei Kolleginnen unterhielten. Sie arbeiteten nicht in diesem Medienhaus, hier reden wir natürlich ganz anders. Die eine sagte, sie habe früher für ein Fanzine gearbeitet, sei dann aber in einen Newsroom gewechselt, wo sie jetzt ein Conversion Team aufbaue und für den Workflow und den Change sorge. Der Change sei eine Challenge für sie. Sie nutze als Active Champion neue Tools und Open Space Pools, um den Social-only-Journalism zu pushen. Sie sei sehr tough und busy, habe morgens nicht viel Zeit und stelle sich daher zu Hause nur kurz unter ihren Browser. Vom Office aus mache sie ein Morning Briefing, promote ihre Claims und Messages, für die sie vollen Support und positives Feedback erwarte. Die andere meinte, sie arbeite mit Flipcharts und Dashboards und checke den Output, prüfe aber auch, ob Texte noch freshen Input brauchen, um bei den User*innen successful zu performen. Sometimes surfe sie auch ein wenig auf ihrem Workboard, yeah, so what? Peer-Learning in High-Performance-Teams und Leadership seien ihr Ding. Als Decision Maker nutze sie ihre Brainpower und switche zwischen Cat Content und Customer Content, Homepage Traffic und Insta-Storys, kümmere sich um Content Development, aber auch um Change Management, Channel Management und neuerdings auch um Investigative Reporting, Storytelling und Audience Research. Ich halte viel aus, wirklich, aber da zuzuhören war eine echte Herausforderung. Für die nächste Zeit ist mein Bedarf an gehobenem Mediendeutsch erst einmal wieder gedeckt.
Scheurings Wort zum Samstag: Eine echte Herausforderung
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H. Scheurings Glossen leben von den maßlosen Übertreibungen. Diese treibt er bis zur Schmerzgrenze voran. Ähnlich wie E.Kishon in seiner Satire "Im Supermarkt" schon einmal fünfzehn mit Waren gefüllte Einkaufswägen zur Kasse dirigiert, versteht es der Mann von der Main-Post, seine Englischkenntnisse als eine humorvolle Waffe gegen sich selbst einzusetzen. Er liefert also den Beweis dafür, dass eine übersteigerte Verwendung von Fremdwörtern den Benutzer dieser Anglizismen als grenzenlos borniert und affektiert darstellt. Die Katze beißt sich also immer selbst in den Schwanz, wenn man die Übertreibungen bis auf die Spitze bringt. Der wunde Punkt ist die Toleranzgrenze der Leser, denen der Journalist letztlich doch sagen möchte, mache es nicht so: Verhalte dich anders, und drücke dich möglichst in einfachen Worten aus und bleibe auf dem Boden der Tatsachen. Eine möglichst schlichte Sprache ist wirkungsvoller als ein jedes Kauderwelsch.