Silvester muss wegen Corona das zweite Jahr in Folge anders ablaufen als sonst. Für manche gibt es nur ein Dinner for one – mit Butler, der in gehörigem Sicherheitsabstand den Tisch umkreist. Kontaktbeschränkungen und diverse Verbote haben dazu geführt, dass der korrekte Vollzug von Silvesterbräuchen vielen nicht mehr präsent ist. Wie viel Blei muss beim Bleigießen in den Silvesterkarpfen gefüllt werden? Sind ungeimpfte Schlotfeger weiter als Glücksbringer erlaubt oder nur noch geboosterte Glücksschweine? Da viele Menschen bereits einen Knall haben, wurde der Verkauf von Silvester-Knallern untersagt. Auch die Feststellung der im Lauf des Silvesterabends immer wichtiger werdenden genauen Uhrzeit ist zum Problem geworden. Hier haben unterschiedliche Ansagen bei der Bevölkerung für einige Irritationen gesorgt. Mit Blick auf die Corona-Lage warnten Experten erst, es sei fünf vor zwölf. Dann sagte Lothar Wieler, Chef des Robert-Koch-Instituts, es sei fünf nach zwölf. Wenig später teilte Jens Spahn, damals noch Gesundheitsminister, mit, es sei bereits zehn nach zwölf, um sich kurz darauf zu korrigieren: „Es ist mittlerweile halb eins.“ Was bedeutet das für Silvester? Gut möglich, dass sich heute Abend, wenn alle die Stunden bis zum Jahreswechsel zählen, nach der Neujahrsansprache des Bundeskanzlers erst König Alfons der Viertelvorzwölfte zu Wort meldet, Karl Lauterbach gleich im Anschluss sagt „Es ist fünf vor zwölf“ und dann, noch während des Abendessens, plötzlich Jens Spahn auf dem Bildschirm erscheint und erklärt: „Es ist mittlerweile halb eins.“ Na dann gute Nacht.
Scheurings Wort zum Samstag: Ein Blick auf die Uhr
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