Die Digitalisierung bietet heute ungeahnte Möglichkeiten. Das gilt auch für den Journalismus. Zum Teil schreiben Roboter bereits Texte, etwa für den Sport- und Börsenteil. Auf dem hochkomplexen Gebiet der Kunst- und Kulturberichterstattung sind sie aber bisweilen noch etwas überfordert. Obwohl – wir haben jetzt einen Roboter mit entsprechendem Fachvokabular gefüttert, und siehe da, er hat eine brillante Rezension ausgespuckt: „Dieses fragile Opus, das in seiner schillernden Gebrochenheit wie ein Kaleidoskop mit ironisch imprägnierten Identifikationsmustern experimentiert und gewohnte Sichtweisen paralysiert, apperzipiert zwischen dionysischer Dekadenz und präraffaelitischer Potenz changierend aus einer Äquidistanz heraus exemplarisch den Paradigmenwechsel der conditio humana, dechiffriert die Omnipräsenz der Onomatopoesie als artifizielles Konstrukt und provoziert somit assoziative Wucherungen, die den disparaten Dimorphismus der Geschlechter als ödipalen Reflex und dialektisches Totem demaskieren, ja, als maliziöses Soziogramm sublim ad absurdum führen und die Inkompatibilität infantiler Individuen als Indikatoren der Imbezillität in polyglotter Polyfonie wie ein polymorpher Polyp als das Indeterminable schlechthin persiflieren, was die Betrachter in katatonischer Starre mit einem ontologischen Achselzucken zurücklässt – konfrontiert mit der perhorreszierenden Entität des Inkommensurablen.“ Das klingt doch schon ganz gut, oder? Nicht? Na ja, kann sein, dass wir diesen Textroboter noch ein wenig umprogrammieren oder doch verschrotten müssen.
Scheurings Wort zum Samstag: Die Kultur-Roboter kommen
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