Sprichwörter gehören zum Schatz unserer Sprache. Viele sind – wie etwa „Kleider machen Leute“– seit Jahrhunderten in Gebrauch und geben auch Verfechtern und Verfechterinnen einer geschlechtergerechten Sprache keinen Grund zur Klage. Andere Sprichwörter hingegen lassen es leider an sprachlicher Sensibilität vermissen und sind nicht mehr auf der Höhe der Zeit. Es ist daher ein Gebot der Stunde, sie auf den neuesten Stand zu bringen. Wie immer will ich hier mit gutem Beispiel vorangehen. Vertrauen Sie mir, denn viele Kochende verderben den Brei. Es ist doch so: Nicht nur der Kunde ist König, sondern auch die Kundin Königin. Und unter den Blinden ist zwar der Einäugige König, aber mit gleichem Recht die Einäugige Königin. Oder die Einäugigen sind König*innen. Das kann ja nicht so schwer zu begreifen und auszusprechen sein. Das generische Maskulinum wird erfreulicherweise bereits oft durch das generische Femininum ersetzt: Besser der Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach – der männliche Schwerhörige ist hier mitgemeint. Ich will Ihnen da keine Bärin aufbinden – eine Schelmin, die Böses dabei denkt. Besonders Sprichwörter, die mit „Wer“ anfangen, müssen umformuliert werden, damit sich niemand ausgeschlossen fühlt. Statt „Wer rastet, der rostet“ kann man doch mit ein wenig gutem Willen auch sagen: „Eine Person, deren Geschlecht und sexuelle Orientierung hier keine Rolle spielt und die rastet, rostet.“ Das sollte uns die Mühe wert sein. Sie sehen: Ich bemühe mich nach Kräften. Mir können Sie also nicht den Schwarzen Peter oder die Schwarze Petra zuschieben.
Scheurings Wort zum Samstag: Die einäugige Königin
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Kommentare
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Ruffel Kommentare dieser Art werden langsam etwas langweilig. Hoffentlich haben sich bald alle – vornehmlich – Herren daran abgearbeitet. -
Ruffel Inzwischen nicht mehr lustig, sondern langweilig. Schon zu oft „lustige“ Kommentare von Herren zu diesem Thema gehört und gelesen.