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Scheurings Wort zum Samstag: Die alte Frau und das Meer
Herbert Scheuring
Herbert Scheuring
 |  aktualisiert: 11.09.2021 03:04 Uhr

Die Sprache wandelt sich. Im Sinne der Geschlechtergerechtigkeit kann man hier und da auch ein wenig nachhelfen. Es gab in dieser Richtung bereits sehr verdienstvolle Vorschläge. Leider noch nicht genug. Doch ein Umdenken hat begonnen. Wäre es nicht an der Zeit, auch die ganze testosterongesteuerte Literatur durch inhaltliche Neuinterpretationen weiblicher, sprachlich sensibler und somit gerechter zu gestalten? Gut, bei den Romanen „Frau Jenny Treibel“ (Theodor Fontane), „Madame Bovary“ (Gustave Flaubert) oder „Gruppenbild mit Dame“ (Heinrich Böll) gibt es rein gar nichts zu meckern. Viele Werke der Literatur jedoch sind auf das männliche Geschlecht fixiert, siehe „Der Herr der Ringe“ (J. R. R. Tolkien), „Herr und Hund“ (Thomas Mann), „Der alte Mann und das Meer“ (Ernest Hemingway), „Mann ohne Eigenschaften“ (Robert Musil), „Biedermann und die Brandstifter“ (Max Frisch) oder „Kleiner Mann, was nun?“ (Hans Fallada). Diese Bücher sind vor einem bestimmten zeitlichen Hintergrund entstanden, der heute überholt ist. Unser Denken hat sich weiterentwickelt. Was spricht denn dagegen, Inhalt und Titel dieser Werke zu überdenken? Wäre es nicht sinnvoll, neben dem Theaterstück „Jedermann“ von Hugo von Hofmannsthal ein Pendant namens „Jedefrau“ zu haben? Was spricht gegen Romane wie „Frau ohne Eigenschaften“, „Biederfrau und die Brandstifter“ oder „Die alte Frau und das Meer“? Gegen „Die Frau der Ringe“ oder „Kleine Frau, was nun?“ Es dauert sicher nicht mehr lange, bis endlich auch die Literatur auf der Höhe der Zeit angekommen ist.

 
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  • B. F.
    "Biederfrau oder Brandstifterin" von Max Frisch.
    Soll man stoisch, brav und bieder mitansehen, wie die Menschenfeinde einem die Bude über den Kopf anzünden, oder soll man sich gegen negative Tendenzen, welche unser aller Leben bedrohen auflehnen? Es gibt Asketen und Hedonisten, Pafizisten und Kriegstreiber, Ehrliche, Trickser und Täuscher, Blender und Geblendete. Soll man mitansehen, wie man einen als Lamm zur Schlachtbank führt? Soll man als "dummes Kalb" den Metzger selbst wählen? Wir erleben durch Digitalisierung und E-Mobilität einen Wandel, von dem wir glauben, er wäre ein Fortschritt. Wie soll man sich verhalten, wenn man weiß, dass die Menschheit endlich und Gott unedlich ist. Das Ende ist gewiss, die Stunde ungewiss. Darum lebt so, wie ihr gelebt haben wolltet, wenn das Gericht der Welt letztlich ihr Urteil über die Menschheit fällt.
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  • B. F.
    Kaisa Bovary und Emma Lenhardt

    Die Tragiödie um die Geliebte von Jerome Boateng, Kaisa Lenhardt, erinnert ganz auffallend an den Glamour der Affäre von Emma Bovary mit dem Lebemann Rodolpho Boulanger. Die Verhaltensweisen von einzelnen Menschen haben nicht eine unendliche Vielfalt von Variationsmöglichkeiten. So gleichen sich die Verhaltensmuster der Menschen in vielen Lebensbereichen. Realistische Charakterstudien verlieren von daher nie ihre Gültigkeit.
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  • B. F.
    Die ewige Philosophie, oder die Ermordung der Butterblume.

    Verblüffend, wie H. Scheuring bestrebt ist, die literarischen Errungenschaften der Stilepochen vom Realismus bis klassische Moderne mit einem Federstreich wegzuwischen.
    Das menschliche Verhalten ist nicht so veränderbar, und der technische Fortschritt steht immer noch auf der Stufe des Abakus. Die Zivilisation war schon einmal weiter, als wir es heute überhaupt sind. Mit dem babylonischen Schöpfungsmythos kommt eine Bewegung in Gang, welche durch den Sieg Marduks über seine Mutter Tiamat endet. Das war das Ende des Matriarchats. Heutige Emanzipationsbestrebungen sind Versuche, die Männerwelt zu kopieren. Frauen sind heute technikverliebt, dafür entwickeln sie Neigungen, welche mit der Vorstellung von Weiblichkeit eines F. Schillers nicht unbedingt zur Deckung gebracht werden können. Der "Machiavelli für Frauen" zeigt die Grenzen heutiger Männlichkeit auf.
    Die Charkterstudien der Autoren haben ihre Wahrheit nicht eingebüßt.
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  • B. F.
    Die Dame bestimmt die Farbe (regina regit colorem), oder unsere Zeit ist rein weiblich.

    In dem fulminanten Roman "Gruppenbild mit Dame", übernimmt eine couragierte Frau die Hauptrolle, indem sie aus ihrem Herzen keine Mördergrube, sondern eine empathische und fürsorgende Liebesangelegenheit macht. Nicht der Wille zur Macht, der rein männlich konnotiert sein mag, bestimmt die Szene, sondern das mitfühlende Wesen einer engagierten Frau kommt bei Böll zum Vorschein. Die Männer sind bei Böll im Regelfall alle schlechter weggekommen, als die holde Weiblichkeit, welche, egal ob im "Clown" oder im "Billard", zu den Gewinnerinnen der Alltagssituationen zählen. In Goethes "Faust II" thronen die Mütter als Göttinnen in hehrer Einsamkeit. Ist ihnen die Fähigkeit zum Mitfühlen verloren gegangen, weil sie zulange an der Macht waren?
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  • B. F.
    "Die Frau im Mond".
    Was würde passieren, wenn es anstelle des geflügelten Satzes "Der Mann im Mond" hieße, "die Frau im Mond"? Wie würde es dann um die Menschheit als Ganzes stehen, und wie sähe es dann mit dem Leistungsvermögen von Athletinnen aus?
    "Frau Jenny Treibel" hatte viel Sinn für das Ponderable und musste erkennen, dass der Titel "Frau Kommerzienrätin" ebenso Unsinn ist, wie die Frage nach dem Geld, dem großen "Nervus rerum". "Madame Bovary" hielt den goldenen Käfig für das erstrebenswerte Heim. Die letzte Konsequenz ihres Ausbruchs aus den häuslichen Gegebenheiten, war die Einnahme von Arsen. Die moderne Frau hat zu kämpfen. Sie muss es verstehen, nicht die Göttin von allem zu sein. Nicht die Regina ist gefragt, sondern eine Frau, welche ihr Leben lebt und sich selbst akzeptieren kann, mit allen Stärken und Schwächen.
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  • B. F.
    "Tagebuch eines(r) Landpfarrers(in)"von Bernanos, " Landparrer(in)" von H. Balzac, "Vikar(in) von Wakefield" von Goldsmith und "Landärztin" von F. Kafka.

    Was wäre aus der Rolle der Literatur geworden, hätten namhafte Auroren ihre "Helden" zu Heldinnen gemacht. M. Käßmann kann ein Lied davon singen, mit welchen Widerständen eine Frau rechnen muss, welche zwischen den Welten vermitteln soll. Die eigenen Unzulänglichkeiten und Charakterschwächen kommen in keinem anderen Beruf so sehr zum Tragen, wie im Umfeld eines Geistlichen.
    "Der Landarzt" von F. Kafka erlebt als Single den verzweifelten Kampf gegen die Krankheiten zum Tode. Er erlebt seine Umwelt als entfremdet, und die Mitmenschen als Konkurrenten. Das Trostlose des Arztberufes, welcher des Nachts aus den Federn muss , um Patienten zu kurieren, kommt bei Kafka voll und ganz heraus. Der Arzt ist isoliert und kämpft einen vergeblichen Kampf. Love´s labor´s lost!
    Frauen sind sehr gesellige Wesen. Mehr Mut zum Leben und Risiko!
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  • B. F.
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