In der Astrologie der Spätantike bezeichnete der Begriff „influxus stellarum“ den Einfluss der Sterne auf das Schicksal der Menschen. Der englische Dichter Geoffrey Chaucer machte dieses Wort („O influences“) im Mittelalter dann seiner eigenen Sprache dienstbar. Später entstand das Verb „to influence“ (beeinflussen) und Staats- oder Kirchenoberhäupter, die Macht über andere ausübten, wurden als „Influencer“ bezeichnet. In dieser Woche nun kürte eine Sprach-Jury den Begriff zum Anglizismus des Jahres. Als Influencer gelten heute Gestalten, die noch qualifizierter sind als Kirchenoberhäupter und Staatsmänner. Sie heißen Bibi, Dagi oder Sami, bewegen sich im sogenannten Lifestyle-Kosmos und preisen in Youtube-Videos und sozialen Netzwerken Kleidung, Kosmetik oder anderes an. Dank ihrer penetranten Präsenz und permanent präsenten Penetranz im Netz haben sie Millionen junge Fans, für die sie – und hier schließt sich der Kreis zur spätantiken Sterndeutung – Stars und Sternchen sind. Durch deren „Empfehlungen“ von Produkten lassen sich die Fans bereitwillig die Gehirne mit Unsinn verkleben und das Geld aus der Tasche ziehen.
Denn durch Werbung für Firmen verdienen viele Influencer ihr Geld. Man könnte solche Figuren natürlich auch Beeinflusser nennen, oder Schleichwerber, Volksverblöder. Laut der Sprach-Jury jedoch leistet der Begriff Influencer einen positiven Beitrag zur Entwicklung der deutschen Sprache. In diesem Fall sehe ich das genauso. Da Influencer wie eine ansteckende Krankheit klingt, geht der Begriff für die bezeichnete Tätigkeit völlig in Ordnung.