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Scheurings Wort zum Samstag: Deppen Leer Zeichen
Herbert Scheuring
Herbert Scheuring
 |  aktualisiert: 08.06.2018 02:30 Uhr

Ein Loch ist da, wo etwas nicht ist. Diese Erkenntnis hat Kurt Tucholsky schon 1931 in seiner Betrachtung „Zur soziologischen Psychologie der Löcher“ festgehalten. Heute findet sich immer häufiger dort, wo einst ein Bindestrich zwei Wörter zusammenhielt beziehungsweise verkuppelte, ein Loch. Zum Beispiel bei der Werbung für eine „Voll Reinigung“. Oder für „Milch Kaffee“ – den kann man sich wohl selbst zusammenschütten. Vermutlich gibt es bald auch Rind Fleisch, Brat Wurst und Weiß Brot, weiß Gott. Bereits erhältlich ist „Würfel Zucker“ – offenbar ein neues Spiel. „Rohr Zucker“ dagegen ist vermutlich ein Fall für den Installateur. Das Phänomen, den Bindestrich wegzulassen – beziehungsweise das Loch, das sich dort auftut, wo er fehlt – wird auch als Deppenleerzeichen bezeichnet. Bei Theaternamen ist der Bindestrich inzwischen total out, siehe das „Schiller Theater“ (Berlin), „Thalia Theater“ (Hamburg) oder „Mainfranken Theater“ (Würzburg). Bald ziehen sicher Bundesländer nach und nennen sich „Rhein Land Pfalz“ oder „Nord Rhein West Falen“. Ein Schild weist den Weg zum „Behinderten WC“. Ist das WC behindert? Ein anderes Schild verkündet: „Parken verboten: ausgenommen Kirchen und Friedhofsbesucher“: Welche Kirchen dürfen da parken – die Autobahnkirchen? Gewiss gibt es inzwischen nicht nur behinderte WC's, sondern auch behinderte Parkplätze. Die Sprache fällt auseinander, es fehlt der Zusammen Halt. Eine Sprachschule bietet jetzt einen „Deutsch Integrationskurs“ an – da kann man wohl lernen, wie man Wörter, die zusammengehören, auseinanderschreibt.

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