Der Wahlkampf ist zu Ende. Jetzt tut es allen gut, mal ein wenig runterzukommen. Es ist Zeit, sich zu beruhigen und zu entspannen – oder wie es auf Deutsch heißt: zu chillen. Der bei Jugendlichen beliebte Begriff setzt sich immer mehr im allgemeinen Sprachgebrauch durch. Man kann zusammen mit Freunden chillen oder allein auf dem Sofa. Auch im Kontext von Achtsamkeit und Work-Life-Balance nimmt das Chillen eine herausragende Bedeutung ein. „Grillen, chillen, Bierchen killen“ lautet ein Motto. Es gibt auch bereits Angebote wie „Chillen für Einsteiger“. Das Chillen indes ist keine neue Bewegung, sondern tief in der abendländischen Tradition verwurzelt. Bereits im frühen Christentum verbreitete sich der Chiliasmus, die Vorstellung vom ewigen Reich des Friedens – also des Chillens. Auch bei Figuren der Historie stand das Chillen in hohem Ansehen, etwa beim Frankenkönig Chillderich oder Winston Chur-chill. Ich selbst lernte das journalistische Handwerk übrigens bei unserer ehemaligen Kollegin Hanni Chill – es war ein guter Einstieg in den Beruf. Inzwischen greift das Chillen auch auf andere Lebensformen über. Kürzlich entnahm ich einem Artikel über Tauben in der Stadt, dass einer der Vögel nach Futter sucht, während eine andere Taube „in der Sonne chillt“. Als ich das las, reagierte ich zunächst etwas ungechillt. Dann dachte ich mir: Jetzt sind also auch die Tauben auf der Höhe der Zeit angekommen und haben im Geist von Achtsamkeit und Work-Life-Balance herausgefunden, wie das funktioniert, das Chillen. Tun wir es ihnen nach, zumindest heute. Ich geh' dann mal chillen.
Scheurings Wort zum Samstag: Chillen für Einsteiger
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Kommentare
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Ciccio Wünsche ein chilliges Wahlwochenende🤙🏾