Ich war ein paar Tage im Urlaub in Österreich, in Linz, Salzburg und Wien – man soll ja derzeit keine größeren Sprünge machen. Ich habe unterwegs, um mich ein wenig auf Land und Leute einzustimmen, Thomas Bernhard gelesen, einen der bedeutendsten Schriftsteller des Landes. Bernhard beherrscht die Kunst der Übertreibung, die er den von ihm erfundenen Figuren in den Mund legt, wie kein Zweiter. Über Linz las ich, es sei ein „zum Himmel schreiendes Provinzloch“, Salzburg „ein stumpfsinniges Provinznest mit dummen Menschen und kalten Mauern, in welchen mit der Zeit alles zum Stumpfsinn wird, ausnahmslos“. Wien, erfuhr ich durch die Lektüre, sei eine „völlig verkommene Stadt“, das Burgtheater eine „Schreianstalt der absoluten Gehirnlosigkeit“ und der Prater „eine widerwärtige Ansammlung ordinärer Leute“ – dort begegne man nur „dem schamlosen Schwachsinn“. In Österreich erschaffe die Architektur „pervers unbrauchbare, hässliche Scheußlichkeiten“, las ich, auch die Landschaft sei „in großer Breite eine unansehnliche geworden“. Österreichs Zeitungen aber seien „die scheußlichsten Blätter der Welt mit dem infamsten und gleichzeitig dümmsten Inhalt“. Überhaupt sei Österreich „ein lächerlicher Kleinstaat, in dem das Denken ausgestorben“ und „alles von einer perversen Rückständigkeit“ sei, die österreichische Küche hingegen „eine Zumutung. Eine Vergewaltigung des Magens wie des ganzen Körpers“. All das las ich, ich fand es sehr interessant und fühlte mich gut unterhalten. Dass die Tourismusbüros dieses Material nicht für ihre Werbung nutzen, verstehe ich nicht.
Glosse: Mit Bernhard durch Österreich
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