
Früher war zwar längst nicht alles besser. Einfacher waren manche Dinge aber schon. Wenn etwa der CSU-Altvordere Franz Josef Strauß klarstellen wollte, dass seine Partei keine Politik für die Großkopferten macht, sondern für das einfache Volk, dann sagte er: "Wir müssen uns auch in der Kaviar-Etage bewegen können. Aber zuhause sind wir in der Leberkäs-Etage."
Wenn eine Partei lieber nicht auf fleischlose Ernährung setzt
Jeder wusste, was gemeint war. Doch allmählich scheint die Haltbarkeit für diesen Spruch abzulaufen – vielleicht, weil auch das einfache Volk zunehmend auf fleischlose Ernährung setzt. Und löffelweise Kaviar in sich zu schaufeln, ist selbst bei den oberen Zehntausend schon seit den dekadenten 1980er Jahren aus der Mode.
CSU-Chef Markus Söder versuchte sich deshalb kürzlich beim kleinen Parteitag an einem neuen Bild für das alte Selbstverständnis seiner Union: "Die CSU ist nicht die Avocado-, sondern die Schnitzel-Etage."
Die Avocado: Harter brauner Kern und schrumpelige grüne Außenschale
Ein Satz, der Fragen aufwirft: So kostet selbst eine Bio-Avocado kaum mehr als 2,49 Euro, während etwa ein echtes Wiener Schnitzel längst einen dicken Geldbeutel voraussetzt.
Freilich lässt die Avocado beim politischen Farb-Vergleich viel mehr Raum für Missverständnisse, als etwa die Wassermelone, mit der einst CDU und CSU die Grünen verunglimpften ("Außen grün und innen rot"). Schließlich besitzt die Avocado einen harten braunen Kern und hat meist eine schrumpelige grüne Außenschale.
Verständlich, dass die CSU vor diesem farblichen Hintergrund keine Avocado-Partei sein will. Und Söder kann sich nach einem harten Jahr vielleicht mit einem anderen Strauß-Spruch trösten: Der wollte bekanntlich "lieber Ananas in Alaska züchten, als Bundeskanzler sein".