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Unterm Strich
Glosse am Morgen: Keine Sombreros für deutsche Seniorinnen
Eine mexikanische Kopfbedeckung bei der Bundesgartenschau in Mannheim wurde zum Politikum. Hut ab vor solcher Sensibilität, meint unser Autor.
Ein Sombrero schützt vor der sengenden Hitze Mexikos. Doch wer schützt vor der kulturellen Aneignung durch Seniorentanzkreise?
Foto: Josef Lamber | Ein Sombrero schützt vor der sengenden Hitze Mexikos. Doch wer schützt vor der kulturellen Aneignung durch Seniorentanzkreise?
Gerhard Fischer
 |  aktualisiert: 10.02.2024 06:13 Uhr

Jede Kultur dieser Welt hat so ihre Eigenheiten, ja sogar ihre Höhepunkte. Die Erfindung der Seniorentanzkreise scheint eine deutsche Eigenheit. Auf jeden Fall ist kaum vorstellbar, dass im Land der Azteken, dem heißen und hitzigen, farbenprächtigen Mexiko, die etwas unterkühlte Kultur der Seniorentanzkreise jemals Einzug gehalten haben könnte.   

Eine Weltreise auf der Bundesgartenschau

Es müsste nicht beim etwas Unterkühlten bleiben, wenn man zum Beispiel das Seniorinnen-Ensemble der AWO Mannheim machen ließe. Die Seniorinnen wollten zur Bundesgartenschau in ihrer Heimatstadt eigentlich eine gut gelaunte, musikalische Weltreise mit verschiedenen Kostümen und viel Tanz unternehmen. Doch die BUGA-Leitung verbot ihnen die Sombreros - wegen angeblicher kultureller Aneignung.

Es muss für die älteren Damen ein Stich in ihr Tänzerinnen-Herz gewesen sein wie von einem Kaktusstachel der Art Schwiegermuttersessel. Den hatten die alten Azteken übrigens gerne für rituelle Menschenopfer genutzt. Mag sein, dass ein Exemplar der Sukkulente auch auf der Bundesgartenschau zu sehen ist. Immerhin ist eine solche BUGA ja der Ort grenzenloser botanischer Aneignung. Gewächse aus aller Welt kommen zusammen und die eine oder andere muntere Kreuzung ergibt sich im Laufe der Blumenschau, ganz verspielt, ganz ohne politische Hintergedanken.      

Ein typisch deutscher Kompromiss

Zur deutschen Kultur gehört das Zustandebringen eines durchdachten Kompromisses.  Der sieht nun einen Auftritt der Damen mit Poncho, aber ohne Sombreros vor. Was sollen wir sagen: Wir ziehen vor dieser Glanzleistung deutscher Gründlichkeit unseren Hut - und gönnen uns unter den Klängen von "Fiesta Mexicana" einen landestypischen Tequila. 

 
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  • R. W.
    Wir lassen uns wehrlos von einer spitzfindigen Minderheit an der Nase herum führen, die Ausloten will wie weit man gehen kann. die die ganze Hand nimmt, wo man den kleinen Finger hinstreckt!
    Wir haben in Deutschland inzwischen eine hausgemachte Problemszenerie, der immer schwerer beizukommen ist, je weiter man sie gewähren lässt
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  • K. N.
    …sollte ein Mexikaner:in die BUGA besuchen und eine bayerische Lederhose tragen, muss er die dann ausziehen?
    Ich hoffe das wurde ebenfalls geregelt.
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  • I. E.
    Schauen Sie sich doch mal auf dem Oktoberfest um - da laufen Menschen aus aller Herren Länder in Dirndl und Lederhosen rum - DAS ist kulturelle Aneignung in Reinkultur!
    Oder die immer mehr um sich greifende (Un-)Sitte, dass überall Osterbrunnen stehen - weil es halt schön ist! Hat mit dem Sinn eines Osterbrunnens aber nix zu tun - man brachte seine Dankbarkeit für das Lebensabende Wasser zum Ausdruck und bat um Gottes Segen für das kommende Jahr - und zwar an OSTERN! Die Brunnen werden dort, wo sie herkommen und der Brauch noch nach seinem Sinn gelebt wird, in der Karwoche geschmückt und sind dann die Osterzeit so zu sehen. Wo man sich diesen Brauch „kulturell angeeignet“ hat, geschieht das ohne den Sinn - meist schon in der Fastenzeit - und nach Ostern sind die grünen Girlanden schon so vertrocknet, dass es nicht mehr schön ist und sie bald abgebaut werden. dAS ist kulturelle Aneignung - nicht wenn eine Musik- / Tanzgruppe Lieder aus anderen Ländern aufführt - in passender Kleidung!
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  • I. E.
    Absoluter Schwachsinn!
    Mit dem selben Argument könnte ich jedem Restaurant verbieten, Pizza zu verkaufen - wenn der Wirt nicht selber Italiener ist!
    Unsere Gesellschaft(en) entwickeln sich seit Jahrtausenden durch gegenseitigen kulturellen Austausch! Und es ist doch immer noch ein Unterschied, ob ich - wie hier bei den Senioren - etwas in einem kulturellen Programm präsentiere (eine "musikalische Weltreise" bringt es zwangsläufig mit sich, dass auch andere Kulturen vorkommen - und die möglichst authentisch präsentiert werden sollen!) - oder ob ich in herabwürdigender Weise etwas veräppel!
    Wie schrieb einst Heinrich Heine: "Denk ich an Deutschland in der Nacht Dann bin ich um den Schlaf gebracht, Ich kann nicht mehr die Augen schließen, Und meine heißen Tränen fließen."
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  • Veraltete Benutzerkennung
    Es geht nicht um eine kulturelle "Aneignung", sondern um eine Verehrung dieser fremden Kulturen! Und wer meint, dies negativ sehen zu müssen, hat ein Problem mit sich selbst! 🤔
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  • H. L.
    Ich glaube nun reicht es langsam. Deutschland sollte sich in solch schwierigen Zeiten aufs Wesentliche konzentrieren und sich nicht durch irgendwelche Schwachmaten, welche sich solch einen Blödsinn ausdenken, in die Enge treiben lassen. genauso verhält es sich z.B. mit dem Wort Indianer. Dieser Name für die amerikanischen Ureinwohner entstand durch ein Missverständnis von Kolumbus. Dieser dachte damals in Indien gelandet zu sein... Vasco da Gama hat aber Indien dann 6 Jahre später entdeckt. Dürfen wir deshalb die Inder auch nicht mehr Inder nennen?
    Auweia... armes Deutschland.
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