Wer ist der Schönste, Größte und Beste im Land der Bayern? Früher wäre die Antwort der CSU klar gewesen: "Unser Ministerpräsident natürlich." Ganz egal, ob der nun gerade Franz Josef Strauß, Edmund Stoiber oder Horst Seehofer hieß.
CSU-Chef Markus Söder: "Ich bin nicht so eitel, dass . . ."
Umso erstaunlicher, dass ausgerechnet der in seiner Karriere bisher nicht gerade durch Zurückhaltung in eigener Sache auffällig gewordene aktuelle CSU-Regierungschef Markus Söder jetzt ganz andere Töne anschlägt: "Ich bin nicht so eitel, dass ich einen Wettbewerb will, wer ist der Schönste, der Größte und der Beste", sagte er kürzlich tatsächlich.
Dabei führe die Eitelkeit als "das Bedürfnis, selbst möglichst sichtbar in den Vordergrund zu treten, den Politiker am stärksten in Versuchung", befand schon vor 100 Jahren der Soziologe Max Weber.
Der Vordergrund ist zweifellos Söders politischer Lebensraum
Dieser Vordergrund ist zweifellos Markus Söders politischer Lebensraum. Doch im Wahlkampf kann zu viel vordergründiges Selbstbewusstsein schnell nach hinten losgehen: Er wolle nur, "dass unser Land gut und stabil regiert wird", gerne auch weiter mit den Freien Wählern, beteuert Söder deshalb. Nach einer CSU-Alleinregierung – einst der politische Goldstandard für jeden CSU-Chef – strebe er dagegen nicht.
"Bescheidenheit, so hat mir meine Mutter gesagt, ist eine Zier", erklärt Söder seine neue politische Demut. Vielleicht geht es ihm aber auch nur darum, in aller Bescheidenheit am Ende genau das zu bekommen, was er angeblich gar nicht mehr will: die absolute Mehrheit für die CSU in Bayern. Wie sagte schon zur Zeit des Sonnenkönigs Ludwig XIV. der französische Schriftsteller Jean de La Bruyère: "Die falsche Bescheidenheit ist der letzte Kunstgriff der Eitelkeit."