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Unterm Strich
Die Glosse am Morgen: Fridays for Haarfrisur oder wie Dreadlocks die Welt retten
Manchmal ist sogar das Klima unter Aktivisten selbst gestört. So wie im aktuellen Fall um eine Musikerin mit Dreadlocks. Es geht um politischen Filz.
Mit ihren langen Dreadlocks wollte die Musikerin Ronja Maltzahn für Fridays for Future Hannover spielen. Doch die filzigen Haare gaben Anlass für, sagen wir ruhig: Haarspalterei.
Foto: Zuzanna Badziong, dpa | Mit ihren langen Dreadlocks wollte die Musikerin Ronja Maltzahn für Fridays for Future Hannover spielen. Doch die filzigen Haare gaben Anlass für, sagen wir ruhig: Haarspalterei.
Gerhard Fischer
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:34 Uhr

Gut, dass es die Klimaaktivisten von Fridays for Future gibt, die sich für die Rettung des  Planeten einsetzen. Denn wo sonst als auf einer intakten Erde sollen auch zukünftige Generationen grundlegende menschliche Tugenden wie moralischen Dünkel und Niederträchtigkeiten ausleben.

Fridays for Future erleben gerade ihr Frühlingserwachen. An diesem Freitag sollte es eine große Demonstration in Hannover geben. Eingeladen war auch die Sängerin Ronja Maltzahn. Doch deren Auftritt wurde zur haarigen Angelegenheit. Fridays for Future haben richtigerweise erkannt, dass zu einem vollkommenen Planeten nur ethisch vollkommene Menschen passen. Die Sängerin Ronja Maltzahn trägt aber Dreadlocks, also Strähnen verfilzter Haare.

Kolonialismus als Kopfschmuck

Dreadlocks seien in den USA ein Symbol des schwarzen Widerstandes. Wenn eine weiße Sängerin so etwas trägt, sei das "kulturelle Aneignung", kurz: eine Form von Kolonialismus. Die junge Sängerin hatte sich eigentlich gefreut, "ein Zeichen für Frieden und gegen Diskriminierung zu setzen". Aber es ist nun so, dass schon jede Revolution ihre Kinder gefressen hat, selbst wenn sie Filzsträhnen trugen, die es in Dutzenden Kulturen und Dutzenden Epochen der Menschheitsgeschichte gab.

Vor der Demo zum Frisör: ein lausiger Vorschlag

Ronja Maltzahn hätte singen können, wenn sie sich die verfilzten Strähnen abgeschnitten hätte. Frisörbesuch vor dem Demonstrieren? Das ist nicht nur angesichts des Themas ein lausiger Vorschlag von Fridays for Future, wie sie sich in der Sprache der Kolonialisten nennen. Am Ende dieser haarigen Geschichte wissen wir leider nicht, wozu wir den Planeten retten sollten, wenn nicht einmal Gleichgesinnte gemeinsam für die Zukunft an einem Dreadlock, pardon: Strang ziehen können.

 
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Kommentare
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  • G. R.
    Tattoos : kulturelle Aneignung japanischer, chinesischer, polynesischer Ureinwohner*innen. Verunglimpfung von Strafgefangenen*innen und Gangmitglieder*innen der einschlägigen Rockerbanden.

    Jeans : Kulturelle Aneignung und Verunglimpfung der versklavten Plantagenarbeiter*innen

    Hunde : vegan ernähren geht nicht, ist gegen die Natur. Ein Hund*innen ist ein Herdentier der mit Artgenossen*innen frei durch die Wälder ziehen will. Eine Leine und gefangenhalten in einer Wohnung akzeptieren sie nicht weil sie den Eigentümer* innen liebe, sonder nur weil sie gefüttert werden. Versklavung.

    Im dritten Reich gab es auch Vorschriften zur Haarfarbe und zur Augenfarbe.

    Das Fahrrad : kulturelle Aneignung und Verunglimpfung chinesischer und indischer Rikschasklaven*innen.

    Mir fallen spontan 100 weitere Beispiele ein.

    FFF gute Sache, aber bitte erst nachdenken, dann demonstrieren.

    Ich bin alt, ich bin ein Mann und ich bin weiß und habe somit kein Recht auf so einen Meinung.
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  • P. K.
    Wie blöd muss man sein um den Gegnern von Fridays for Future so eine Steilvorlage zu liefern. Wer immer das getan hat gehört bei der nächsten Demo von FfF an den Pranger gestellt, wegen Intoleranz, Verbohrtheit und einer Dummheit die nicht zur Bewegung passt.
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  • P. K.
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  • H. M.
    "Dreadlocks seien in den USA ein Symbol des schwarzen Widerstandes. Wenn eine weiße Sängerin so etwas trägt, sei das "kulturelle Aneignung", kurz: eine Form von Kolonialismus." Was für ein Unsinn! Dreadlocks waren(!) mal ein Symbol des Widerstandes. Inzwischen drückt das ein Lebensgefühl aus! Schade, dass ein paar hirnlose Entscheider oder Entscheiderinnen bei FfF selbst durch Diskriminierung auffallen und diese gute Bewegung in Misskredit bringen.
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  • H. B.
    Sollte die Musikerin vielleicht eine Perücke tragen??
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  • T. R.
    Sehr guter Kommentar, Herr Fischer!
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