Das Menschwerden Gottes ist und bleibt eine theologische Herausforderung. „Alle Jahre wieder kommt das Christuskind auf die Erde nieder, wo wir Menschen sind.“ So klingt und singt es allerorten immerzu. Ich möchte niemanden, insbesondere nicht den Kindern, diese wundersame Geschichte verleiden. Dennoch frage ich mich schon lange, ob eine solche Sicht noch theologisch haltbar und überzeugend vertretbar ist. Dürfen wir den unnahbaren, unerklärbaren, unfassbaren Gott, von dem wir uns kein Bildnis machen sollen, so in unser menschliches Dasein vereinnahmen und allen unseren menschlichen Ungereimtheiten und Schwächen aussetzen? Die Geburt Jesu ist als Zeugnis und Beweis unseres eigenen Ursprungs und unserer Berufung aus und zu Gott von überragender Bedeutung. Erfordert und rechtfertigt dies jedoch noch die von der Kirche vollzogene Identifikation Jesu mit Gott selbst, eine Qualifikation, die er für sich nie in Anspruch genommen, ja sogar abgelehnt hat? Wie umstritten diese Frage war, lässt sich auch daraus ersehen, dass die Entscheidung im Jahre 325 auf dem Konzil von Nikaia von einem Heiden, nämlich Kaiser Konstantin, den Teilnehmern aufgezwungen wurde. Für mich ist die Kirche hier einen Schritt zu weit gegangen und hat sich seitdem in unnötige, theologisch unlösbare Widersprüche verstrickt, die letztlich auch eine gebotene Aussöhnung mit den anderen Weltreligionen unmöglich machen. Änderung wäre möglich und nötig, ist jedoch bei der dogmatischen Erstarrung in Rom auf absehbare Zeit wohl ausgeschlossen.
Ludwig Dülk, 97076 Würzburg
Wenn Monsignore Amendt in seiner Glaubensbotschaft schreibt, „coronabedingt war 2020 ganz sicher ein Jahr, wie es die Menschheit so noch nicht erlebt hat“, so ist dies nur richtig bei Betrachtung aller Länder dieser Erde. Schaut man aber auf die im Altertum bekannte Welt, insbesondere das Römische Reich, sieht es anders aus: Zwischen 165 und 180 hat die Antoninische Pest den nördlichen Mittelmeerraum fast entvölkert und dabei dem Christentum zu einem ersten Aufschwung verholfen. Und das kam so: 161 griffen die Parther römisches Territorium an, weshalb Marcus Aurelius Antoninus seinen Mitkaiser Lucius Verus mit einem großen Heer nach Osten schickte. Nach Kriegsende brachten die Legionäre die „pestis“ (lat. Seuche, damals wohl die Pocken) mit und infizierten auf dem Rückmarsch Griechenland, Illyricum, Italien und die gallischen Hilfstruppen auch Frankreich sowie Spanien. Weil Legionäre meist Bauernsöhne waren, die ihre Familien ansteckten, fiel die Versorgung mit Nahrungsmitteln aus und in den Städten starben die Menschen nicht nur an der Seuche, sondern auch an Hunger. Allein in Rom waren es täglich rund 2000 Tote. Für die Verstorbenen boten die etablierten Religionen in ihrer Unterwelt ein recht freudloses Schattendasein, das Christentum hingegen versprach ewige Freude im Angesicht ihres Gottes im Himmel und erlebte daher einen starken Zulauf.
Helmut Grössl, 97265 Hettstadt