Wissenschaftlich nicht haltbar
Zum Artikel Sie erkennen Pornos als Fiktion" (12.5.):
Einige der Äußerungen Mathias Webers entbehren der wissenschaftlichen Grundlage. Die Folgen von Pornografiekonsum sind inzwischen gut dokumentiert. Eine große repräsentative schwedische Studie z.B. hat ergeben, dass der Wunsch, das Gesehene auch real auszuprobieren, in Korrelation mit der Häufigkeit des Pornokonsums steigt. Die Behauptung, Jugendliche könnten zwischen pornografischen Bildern und der Realität unterscheiden und Pornografie habe deshalb kaum Einfluss auf das Verhalten der Jugendlichen, ist wissenschaftlich nicht haltbar und widerspricht allen psychologischen Lerngesetzen. Durch häufigen Pornografiekonsum werden außerdem die Jugendlichen verunsichert und zunehmend unzufrieden mit ihrer eigenen Sexualität. Nach der Dr.-Sommer-Studie 2009 finden 46% der Mädchen Pornografie abstoßend und wollen sie nicht sehen, wogegen sie für 57% der Jungen erregend ist . Fast die Hälfte aller Jungen glaubt, dass man durch Pornografie etwas über Sex lernen kann. Es ist zu fragen, wie bei diesem Befund junge Menschen zu einem würdevollen und verantwortungsbewussten sexuellen Verhalten finden können! Tatsächlich ist den Jugendlichen nicht bewusst, dass der Konsum der Pornographie nicht nur Auswirkungen auf ihre eigene Sexualität hat, sondern auch auf die Begegnung mit anderen Menschen. Fragen entstehen: „Erwartet mein Partner, dass ich umsetze, was in der Pornograpie gezeigt wird?“ Und: „Muss ich immer - auf Knopfdruck – zur Verfügung stehen?“ In pornografischen Filmen werden Mann und Frau zu einem Objekt der Lust und nicht als Mensch wahrgenommen. Der Facharzt für Psychotherapeutische Medizin, Klaus Beier (Charité Berlin) beurteilt den Einfluss von Pornos so: „Jungs glauben, etwas lernen zu können und nutzen die Bilder auch zum sexuellen Erregungsaufbau. Mädchen sind eher abgestoßen. Aber unter dem Druck, dazugehören zu wollen, steigt die Gefahr, dass viele doch mitmachen, sich in die aufgezeigte Rolle hineinbegeben und es als übliche Sexualpraxis auffassen.“ Kinder und Jugendliche brauchen in Wirklichkeit Hilfe, um die Auswirkungen von Pornokonsum zu durchschauen und einen reifen, verantwortlichen und selbstbestimmten Umgang mit der eigenen Sexualität zu entwickeln! Auch heute noch sehnen sich Jugendliche nach einer treuen, dauerhaften Beziehung. Ob Pornografie dazu verhelfen kann?
Dr. Elisabeth Luge, 97816 Lohr
Dr. Elisabeth Luge, 97816 Lohr
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