Seit 1958 Mitglied im DAV ist es sicher verständlich, dass ich die gleiche emotionale Bindung an die gute alte Falteshütte habe. Aber ich bin wie die „drei von der alten Garde“ älter geworden. Und viel, was sich in den Bergen tut, hat sich seitdem grundlegend verändert. Ich hadere nicht. Nein, es war einfach eine andere Zeit.
Vor kurzem ging ich wieder die alte Runde, von Gambach übers Edelweiß, unterm „Klettergarten“ vorbei, durch die Weinberge zurück. Als ich am Lenzsteig vorbeikam, mußte ich grinsen. Das gute alte Steiglein ist jetzt ein „Klettersteig“ mit allen Schikanen und ich kann mir gut vorstellen, wie er heute begangen wird.
In den Fünfziger Jahren kraxelten wir nach getaner Kletterarbeit noch schnell den „Lenz“ zum Edelweiß hoch, um in der Abendsonne den wunderschönen Ausblick aufs Maintal zu genießen. Und um noch vor Einbruch der Dunkelheit mit den Rädern nach Würzburg zu kommen, rutschten wir den „Lenz“ auch wieder hinunter.
Im Sommer 1960 arbeitete ich einen Sommer lang in Garmisch-Partenkirchen. Und natürlich stand auch die Zugspitze auf meinem Programm. Damals arbeitete man samstags noch bis 13 Uhr, zu spät für den Aufstieg durchs Höllental. Also durchs Reintal bis zur Angerhütte. Ich war an einem Samstag der einzige Übernachtungsgast. Am Sonntag dann übers Platt zum Münchner Haus und nach einem kräftigen Imbiß übers Höllental zurück. Auf dem heute völlig überlaufenen „Klettersteig“ begegnete mir damals kein Mensch. Die Jüngeren werden jetzt sagen: „Da hat er aber Glück gehabt, der Alte!“
Wir hatten den nötigen Respekt vor dem, was wir taten, und wir wußten, was wir taten. So „einfach“ und selbstverständlich war das damals, ohne Klettersteigausrüstung, ohne Stöcke, wichtig war uns, was wir an den Füßen und im Kopf hatten.
Ich bedauere die Jüngeren ein wenig, die in einer klinisch sauberen Kletterhalle das „Klettern“ lernen. Klettern ist jetzt olympiareif. Ja, die Zeiten haben sich geändert! Und die Falteshütte hat keinen Brandschutz. Jammerschade!
Frieder Sommer, 97074 Würzburg
Wir hatten den nötigen Respekt vor dem, was wir taten
Zum Artikel "Ist die Faltleshütte noch zu retten?" (12.8.):
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